S.M. Unterseeboot U 16
S.M. U-Boot U 16 lief am 29.08.1911 bei der Germania-Werft in Kiel als Bau-Nr. 157 vom Stapel. Als die Kaiserliche Marine 1909 eine Serie neuer U-Boote in Auftrag gab, sollte zunächst nur die Kaiserliche Werft in Danzig mit dem Bau beauftragt werden, da der Marine das Angebot der Germania-Werft zu teuer erschien. Erst nach längeren Verhandlungen konnte die Germania-Werft den Auftrag für U 16 erhalten, das danach nach den Entwürfen der Marine, in den technischen Einzelheiten aber nach den Zeichnungen der Germania-Werft gebaut wurde. Hierdurch unterscheidet sich U 16 in einigen technischen Details von den übrigen Booten der Serie U 9 – U 15 und ist im Prinzip ein Einzelboot. Die Indienststellung von U 16 erfolgte am 28.12.1911 durch Kptlt. Paul Clarenbach als Kommandanten.
U 16 gehörte zu den ersten 18 U-Booten der Kaiserlichen Marine, die alle noch mit Körting- Petroleummotoren für die Überwasserfahrt ausgestattet waren. Das 57,8 m lange Boot (488 t) erreichte mit den 1.200 PS dieser Motoren über Wasser eine Geschwindigkeit von 15,6 kn, unter Wasser mit den Elektromotoren 10,7 kn. Aufgrund der starken Abgasfahne war das Boot bei der Überwasserfahrt jedoch weithin sichtbar. Die Besatzung bestand aus 4 Offizieren und 25 Mann.
Das Boot kam nach der Indienststellung zur II. U-Halbflottille, die auf Helgoland stationiert war. Diesem Verband gehörte das inzwischen von Kptlt. Claus Hansen geführte Boot auch bei Kriegsausbruch noch an. Kptl. Hansen führte zunächst 7 gegen die britische Flotte gerichtete Fahrten von kürzerer Dauer durch und erhielt dann Anfang des Jahres 1915 den Auftrag, mit seinem Boot Handelskrieg zu führen.
Nach Abschluss eines mehrwöchigen Werftaufenthaltes in Wilhelmshaven verlegte das Boot am 05.02.1915 zunächst nach Helgoland. Von dort lief es dann am 09.02.1915 zu einer Unternehmung in den englischen Kanal aus mit dem Auftrag, vor der französischen Küste den Schiffsverkehr mit England zu stören. Bereits am Nachmittag des Folgetags kam der unter hollänischer Flagge laufende englische Dampfer "Laertes" in Sicht, drehte jedoch ab, als sich das U-Boot näherte. U 16 nahm die Verfolgung auf und belegte das Schiff mit MG-Feuer. Letztlich musste das U-Boot jedoch die Verfolgung aufgeben, da die Maschinenkraft nicht genügte, den Dampfer einzuholen und zudem an Backbord eine Rauchwolke auftauchte.
Der erste Versenkungserfolg stellte sich dann am 15.02.1915 ein, als der englische Dampfer "Dulwich" vor Cap d Ántifer bei einem Überwasserangriff mit einem Torpedo auf 250 m versenkt werden konnte. Bereits am Folgetag traf es nördlich Harfleur den Dampfer „Ville de Lille“, der mit einer Ladung Pflastersteinen beladen nach Prisenordnung gestoppt, durchsucht und schließlich mit Sprengpatronen versenkt wurde. Die Besatzung und Passagiere des Schiffs wurden mit ihren Rettungsbooten in Richtung Land geschleppt. Weiter ging es am 18.02.1915 als zwischen Fecamp und Dieppe der Dampfer "Dinorah" im Überwasserangriff mit einem Bugtorpedoschuss auf 250 m erfolgreich angegriffen wurde; das Schiff sank nach 30 Minuten. Am Folgetag erfolgte dann ein Angriff auf einen weiteren Dampfer. Bei diesem Überwasserangriff mit Torpedoschuß auf 100 m konnte ein Treffer erzielt werden, jedoch konnte das Sinken nicht festgestellt werden, da das U-Boot abtauchte. Die Identität dieses Schiffs war zunächst nicht bekannt. Später stellte sich heraus, dass es sich um den norwegischen Tanker "Belridge" gehandelt hatte, der noch einen englischen Hafen erreichen konnte und das erste neutrale Schiff war, das durch einen U-Boot-Angriff betroffen war.
Nach diesem Angriff auf die "Belridge" wurde die Feindfahrt vom Kommandanten abgebrochen, da das U-Boot zahlreiche technische Störungen hatte und zudem die mindere Qualität des Petroleums zu bemängeln war. Am 21.02.1915 machte das Boot wieder in Helgoland fest.
Am 24.02.1915 verlegte U 16 nach Kiel, wo die zahlreichen Beanstandungen bis zum 08.05.1915 dauernde Instandsetzungsarbeiten auf der Kaiserlichen Werft notwendig machten. Am 09.05.1915 verlegte das inzwischen – seit dem 04.03.1915 – von Olt.z.S. Hillebrand geführte Boot durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal wieder nach Helgoland. Dort wurden bis zum 23.05.1915 nochmals Instandsetzungsarbeiten vorgenommen, bis das Boot am 24.05.1915 erneut zur Feindfahrt auslaufen konnte.
Auf der diesmal nach Norden in Richtung der Linie Lindesnaes-Hanstholm-Farn-Island führenden Unternehmung erfolgte die erste Versenkung am 26.05.1915. Es traf den mit Kohlen beladenen Dampfer „Betty“ mit einem Unterwasserschuss auf 600 m. Noch am gleichen Tag wurde ebenfalls mit einem Unterwasserschuss ein Treffer auf einer Dreimastbark erzielt, die jedoch nicht sank. Statt dessen wurde nach einer ½ Stunde eine schwedische Flagge an dem Schiff ausgemacht und daraufhin von ihm abgelassen. Am 28.05.1915 wurde der russische Segler „Mars“ mit einer Ladung Grubenholz angehalten und in Brand gesetzt. Die 7-köpfige Besatzung wurde mit ihrem Rettungsboot in Richtung englische Küste geschleppt. Am 30.05.1915 traf es den Dampfer „Soeborg“, der im Unterwasserangriff angegriffen wurde. Erst im Anschluss hieran wurde dann erkannt, dass er sich um ein neutrales, dänisches Schiff handelte. Da es inzwischen von der Besatzung verlassen worden war, wurde auch dieses Schiff mit einem zweiten Torpedo versenkt. Einige Stunden später hatte U 16 dann Kontakt zu einem Verband von 9 großen englischen Kriegsschiffen; ein auf 1.000 m abgefeuerter Torpedo war jedoch ein Fehlschuss. Nachdem der Folgetag nur noch die fruchtlose Kontrolle von 10 neutralen Dampfern, die ohne Bannware nach England unterwegs waren und deshalb weiterfahren konnten, erbracht hatte, wurde die Unternehmung beendete und das Boot lief am 02.06.1915 wieder in Helgoland ein. In dem nach der Feindfahrt vom Kommandanten verfassten Bericht wird u. a. der Einbau einer größeren Kanone als der vorhandenen 3,7 Kanone gefordert; in einem Fall habe ein Dampfer die Schüsse vor dem Bug überhaupt nicht bemerkt.
Nach einem Tag Ruhe lief U 16 am 04.06.1915 weiter nach Wilhelmshaven, wo bis zum 07.07.1915 Instandsetzungsarbeiten vorgenommen wurden. Am 08.07.1915 fuhr das Boot dann wieder nach Helgoland, wo bis zum 15.07.1915 weitere Arbeiten durchgeführt wurden. Am 16.07.1915 erfolgte dann das Auslaufen zu einer neuen Unternehmung. Diesmal lautete der Auftrag den Schiffsverkehr vor dem Firth of Forth zu stören. Jedoch erzwang ein Kupplungsschaden noch am selben Tag die Umkehr, so dass die Fahrt nach erfolgter Reparatur erst am Folgetag beginnen konnte.
Die Unternehmung stand jedoch auch weiterhin unter keinem guten Stern, stieß man doch am 20.07.1915 auf eine als dänischer Frachter getarnte U-Bootfalle, ein sog. Q-Ship. Der Dampfer ignorierte den Stoppbefehl des aufgetauchten U-Boots und als dieses dann nah genug heran war, um dem Dampfer aus der neu verbauten 5 cm-Kanone einen Schuss vor dem Bug zu setzen, erwiderte der Frachter aus zwei verdeckt aufgestellten Kanonen – das Kaliber wurde vom U-Bootkommandanten auf 7,5 oder 10,2 cm geschätzt – das Feuer. Gleichzeitig wurde die dänische Fahne eingeholt und die englische Kriegsflagge gesetzt. Gleich die erste Salve des Schiffs lag deckend und führte zu einem Treffer am Turm, so dass Oblt. Hillebrand schleunigst abdrehen und - als auch noch ein zweites Schiff herannahte - schnelltauchen ließ. Das Boot ging bis auf 60 m Tiefe, jedoch führten technische Probleme dazu, dass angeblasen und umgetrimmt werden musste. Das Boot stieg zuerst langsam, dann jedoch schneller und unkontrolliert nach oben und durchbrach die Wasseroberfläche. Einer der beiden Dampfer befand sich nur rd. 200 m von der Auftauchstelle entfernt und eröffnete sofort wieder das Feuer. Das U-Boot ging daraufhin wieder auf Tiefe und sank auf 76 m auf Grund. Das Boot wurde unter Wasser wieder klar gemacht und entfernte sich danach getaucht vom Ort des Geschehens. Nach ca. 2 Stunden wurde aufgetaucht und Helgoland angesteuert, wo das Boot am 22.07.1915 wieder einlief. Insgesamt hat U 16 bei dem Gefecht 3 Treffer einstecken müssen.
U 16 lief bereits am Folgetag zunächst nach Wilhelmshaven aus, um von dort durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal nach Kiel weiterzufahren, wo man am 26.07.1915 in der Kaiserlichen Werft festmachte. Die Beseitigung der Schäden dauerte bis zum 08.09.1915. Danach ging es zurück nach Helgoland, wo das Boot am 09.09.1915 einlief. In den Folgetagen standen mehrere Testfahrten mit Probetauchen auf dem Programm. Dabei wurde ein Defekt am Turbogebläse festgestellt, was dem Boot einen weiteren Werftaufenthalt auf der Neuen Torpedowerft in Wilhelmshaven in der Zeit vom 11.09. bis 16.09.1915 bescherte.
Am 19.09.1915 lief U 16 dann von Helgoland zu einer neuen Feindfahrt nach Norden in Richtung Norwegen aus. Bereits am Folgetag lief dem Boot der dänische Frachter „Thorvaldsen“ in die Arme, der kontrolliert und nach der Feststellung von Bannware versenkt wurde. Nachdem in den Folgetagen mehrere Schiffe kontrolliert worden waren, die wieder entlassen werden mussten, wurde am 26.09.1915 der dänische Segler „Ellen Benson“ mit einer Ladung Holz für England aufgebracht und in Brand gesetzt. Dieses Schicksal teilten auch am 28.09.1915 die norwegische Bark „Aktie“ sowie am 30.09.1915 die norwegischen Segler „Flora“ und „Florida“, sämtliche mit Holzladungen für England. Ein besonderer Erfolg konnte dann schließlich noch am 01.10.1915 erzielt werden, als bei der Kontrolle des schwedischen Schiffs „Jonstorp“ der aus England geflohene U-Boot-Lotse Völker von U 12 entdeckt und an Bord genommen werden konnte. Am selben Tag wurde zudem auch noch der schwedische Dampfer „Pallas“ angehalten und kontrolliert. Dieser hatte Holz, Eisen und Lebensmittel für England geladen und wurde mit einem Prisenkommando aus einem Offizier und zwei Mann als Prise nach List geschickt. U 16 lief dagegen zurück nach Helgoland, wo das Boot nach am 03.10.1915 einlief. Es hatte auf dieser Feindfahrt 1.720 sm, davon 170 sm unter Wasser, zurückgelegt.
Bereits am nächsten Morgen lief U 16 wieder aus, um zunächst Wilhelmshaven anzulaufen, wo sich das Boot vom 04.10. - 15.10.1915 in der Werft befand. Am 16.10.1915 verlegte U 16 dann nach Kiel, wo mit Kptl. Walter Rumpel ein neuer Kommandant an Bord kam.
U 16 wurde aus dem Frontdienst herausgezogen und diente fortan bis Kriegsende bei der U-Bootschule in Eckernförde der Ausbildung. Unter den zahlreichen Kommandanten befanden sich auch der später mit U 32 und U 62 sehr erfolgreiche Pour le Mérite-Träger Kptl. Kurt Hartwig (02.02.1916 – 28.06.1916) und der damalige Kptlt. und spätere Admiral und Chef der Abwehr Wilhelm Canaris (02.02.1917 – 11.08.1917).
U 16 überstand den Krieg und ging am 08.02.1919 auf der Auslieferungsfahrt nach England verloren.
Hier vorgestellt wird ein Original-Rettungsrings von U 16, der sich erhalten hat. Er hat die bei U-Booten übliche Hufeisenform und ist mit einer Höhe von ca. 68 cm und einer Breite von ca. 54 cm deutlich schmaler als die normalen Rettungsringe. Er besteht aus einem Schwimmkörper, wohl Kork, der mit dunkelrot gestrichenem Segeltuch ummantelt ist. Der Bootsname ist mit weißer Farbe aufgebracht in exakt der gleichen Machart wie auch auf den zeitgenössischen Fotos von U-Bootrettungsringen der Kaiserlichen Marine erkennbar.
Die Seltenheit dieses Rettungsring muss wohl nicht betont werden. Mir ist bisher nur ein anderer Rettungsring eines U-Boots der Kaiserlichen Marine bekannt, der die Zeit bis heute überstanden hat.
Das weitere Foto zeigt U 16 in voller Fahrt. Deutlich ist an der Segeltuchverkleidung des Turms der Rettungsring des Bootes zu erkennen.
Das untere Foto zeigt eine Reihe von U-Booten, darunter ganz rechts U 16 in Kiel um die Hulk Acheron herumliegen. Bei der Hulk Acheron handelt es sich um die frühere Kreuzerfregatte S.M.S. Moltke, die am 28.10.1911 in Acheron umbenannt wurde und als Hulk für U-Bootbesatzungen diente.