Kaisers Mar ine
Kaisers-Marine


S.M.S. NÜRNBERG (1906)

Die S.M.S. Nürnberg war ein kleiner Kreuzer und gehörte zu der 4 Einheiten umfassenden Königsberg-Klasse. Gebaut auf der Kaiserlichen Werft Kiel erfolgte der Stapellauf am 28.08.1906. Die Indienststellung erfolgte am 10.04.1908. Aufgrund des Personalmangels der Marine wurde das Schiff jedoch bereits kurz nach Abschluss der Erprobung am 11.07.1908 zunächst wieder außer Dienst gestellt.
Am 01.02.1910 wurde das Schiff wieder in Dienst gestellt um beim Ostasiatischen Kreuzergeschwader die S.M.S. Arcona abzulösen. Bereits am 14.02.1908 verließ der Kreuzer Wilhelmshaven in Richtung Südostasien. Anfang März traf das Schiff sich in Port Said mit der abzulösenden S.M.S. Arcona und tauschte mit dieser einen Teil der Besatzung. Danach ging die Reise weiter und am 05.04.1908 erreichte man Singapur, von wo aus es nach kurzem Aufenthalt weiter zum Bestimmungsort Tsingtau ging.
Am 20.06.1910 stand dann die erste größere Fahrt im Stationsgebiet an, als die Nürnberg die S.M.S. Scharnhorst über Saipan, das Truk-Atoll und Ponape nach Samoa begleitete, wo die beiden Schiffe sich am 19.07.1910 mit der S.M.S. Cormoran und der S.M.S. Condor trafen. 3 Tage später stieß auch noch die S.M.S. Emden zu diesem Verband. S.M.S. Scharnhorst lief dann mit der S.M.S. Emden und der Nürnberg weiter nach Friedrich-Wilhelm-Hafen auf Neu-Guinea. Hier erhielt die Nürnberg den Auftrag, zunächst eine Polizeitruppe nach Hatzfeldhafen, wo Einheimische einige Arbeiter ermordet hatten, zu transportieren. Nach Erledigung dieser Aufgabe und Rückkehr nach Friedrich-Wilhelm-Hafen schloss sich dann der Auftrag an, das mit einem Maschinenschaden dort liegende Vermessungsschiff S.M.S. Planet nach Singapur zu schleppen, was in der Zeit vom 09.09. bis 24.09.1910 erledigt wurde.
Im Oktober 1910 kam es auf Ponape zu einem Aufstand der Sokeh gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Zur Niederschlagung dieses Aufstandes wurden neben einheimischen Polizeikräften ab Dezember 1910 auch die S.M.S. Cormoran, sowie einige Zeit später S.M.S. Emden und die Nürnberg eingesetzt. Außer durch die Beschießung von Landzielen vom Schiff aus, griff die Nürnberg auch mit einem Landungskorps mehrfach in die Kämpfe, die bis zum 13.02.1911 andauerten, ein. Ab Herbst 1911 war die Nürnberg dann durch die chinesische Revolution vor der dortigen Küste gebunden und macht im Mai und Juni 1912 noch eine Fahrt mit dem Geschwaderchef an Bord auf dem Jantsee bis Hankau. Ende des Jahres 1912 befand sich der Kreuzer dann wieder in Tsingtau, wo er überholt wurde.
Am 16.10.1913 lag die Nürnberg in Yokohama, als sie den Befehl erhielt, sich zur Westküste von Mexiko zu begeben. Aufgabe dort war der Schutz von gut 100 in dem Land lebenden Deutschen vor dem Hintergrund der seit 1910 andauernden mexikanischen Revolution. Am 08.11.1913 erreichte der Kleine Kreuzer in La Paz den ersten mexikanischen Hafen und lief von dort weiter nach Mazatlan, das fortan als Hauptstationierungshafen diente. Rund einen Monat später, am 19.12.1913, übernahm in Manzanillo FregKpt. Karl v. Schönberg als neuer Kommandant das Kommando über die Nürnberg.
Der Einsatz der Nürnberg vor Mexiko bestand darin, mit diplomatischem und sanftem militärischen Druck in enger Zusammenarbeit mit englischen und US-amerikanischen Kriegsschiffen und einem japanischen Kreuzer den Schutz der Staatsbürger dieser Länder und anderer Europäer zu gewährleisten. In größere Auseinandersetzungen wurde die Nürnberg dabei nicht verwickelt, konnte jedoch gerade den US-Amerikanern einige Male Hilfe leisten. Ende Mai 1914 lief die Nürnberg über Acapulco, Salina Cruz nach Panama Stadt, um einen Teil der Besatzung auszutauschen - u. a. kam dabei auch Lt. z.S. Graf Otto von Spee, ein Sohn des Geschwaderchefs, als neuer Adjutant an Bord - und Versorgungsgüter aus Deutschland zu übernehmen. Ende Juni von dieser Reise zurück, näherte sich der Mexico-Einsatz der Nürnberg dem Ende; am 07.07.1914 erfolgte die Ablösung durch S.M.S. Leipzig.
Die Nürnberg begab sich zunächst nach San Francisco, wo vom 14.07. - 18.07.1914 in einem Dock dringend notwendige Instandsetzungsarbeiten durchgeführt wurden. Am 20.07.1914 ging das Schiff dann wieder in See, um über Honolulu, das am 27.07.1914 erreicht wurde, weiter nach Apia zu fahren, wo sich das Schiff mit dem Kreuzergeschwader vereinen sollte. Am 02.08.1914 erreichte die Nürnberg dann der Mobilmachungsbefehl und kurz darauf die Order, sich nach Ponape zu begeben, wo Admiral Graf Spee sein Geschwader sammelte. Am 06.08.1914 in Ponape eingetroffen wurde das Schiff kriegsklar gemacht und lief dann mit dem Geschwader nach Pagan, das man am 11.08.1914 erreichte. Da Graf Spee inzwischen davon ausging, dass auch Japan in den Krieg eintreten würde, verwarf er die Absicht nach Tsingtau zurückzukehren und befahl statt dessen einen Kurs in Richtung chilenische Küste um im Pazifik aktiv zu werden. Am 14.08.1914 erreichten die Schiffe Spees die zur Marshall-Inselgruppe gehörende Insel Eniwetok, wo die Nürnberg am 22.08.1914 den Befehl erhielt, das neutrale Honolulu anzusteuern, um Post und Meldungen nach Deutschland zu versenden. Nach Ausführung dieses Auftrages stieß die Nürnberg am 06.09.1914 bei der Insel Washington (heute Teraina) wieder zum Geschwader und erhielt zugleich den Auftrag, auf der Insel Fanning (heute Taberuan) eine englische Telegaphenstation und das Unterseekabel zu zerstören. Am Morgen des 07.09.1914 gelang unter Verwendung einer französischen Fahne die unverdächtige Annäherung an die Insel und im Anschluss die Inbesitznahme und Zerstörung der Station. Am Folgetag befand sich die Nürnberg wieder beim Geschwader. Spee teilte in der Folge sein Geschwader erneut und marschierte mit seinen Panzerkreuzern getrennt, während die Nürnberg die Trossschiffe begleitete. Am 26.09.1914 trafen sich beide Gruppen wieder bei den Marquesas und erreichten gemeinsam am 12.10.1914 die Osterinseln, wo auch S.M.S. Dresden und ein paar Tage später S.M.S. Leipzig zum Verband stießen. Gemeinsam wurde am 18.10.1914 die Reise fortgesetzt und am 30.10.1914 die Insel Mas a Fuera (heute Robinson-Insel) erreicht.
Während der letzten Wochen hatte die britische Marine nicht unerhebliche Kräfte in den Atlantik und Pazifik entsandt, um die Schiffe des dt. Kreuzergeschwaders zu finden und zu vernichten. Der deutschen Seite war dies natürlich nicht verborgen geblieben und auch Graf Spee war auf der Suche nach britischen Streitkräften um diese angreifen zu können. Am 01.11.1914 kreuzte das deutsche Geschwader vor der chilenischen Küste. Die deutschen Schiffe hielten dabei mit Ausnahme der S.M.S. Leipzig absolute Funkstille. Die Briten in Gestalt eines Geschwaders – bestehend aus den älteren Panzerkreuzern Good Hope und Monmouth, dem kleinen Kreuzer Glasgow und dem Hilfskreuzer Otranto – unter dem Kommando von Admiral Cradock empfingen diese Funksignale und Cradock befahl seinen Schiffen die Jagd auf das vermeintlich alleine fahrende Schiff. Gegen 16.30 Uhr Ortszeit sichteten sich die beiden Verbände auf der Höhe der chilenischen Stadt Coronel erstmals und um 19.00 Uhr eröffneten S.M.S. Scharnhorst und S.M.S. Gneisenau das Feuer, das von den Briten rd. 10 Minuten später erwidert wurde. Die Nürnberg, die den Auftrag gehabt hatte, in der Nähe der chilenischen Küste den zivilen Verkehr zu kontrollieren, stand als der Feind auf dem Flaggschiff in Sicht kam, etwa 25 sm entfernt. Gegen die hohe See war diese Entfernung nicht ohne weiteres aufzuholen, zumal auch das Gros mit hoher Fahrt lief. Die Besatzung der Nürnberg erlebte das Gefecht daher zunächst nur aus der Entfernung. Die Good Hope und die Monmouth wurden von den deutschen Panzerkreuzern schnell schwer zusammengeschossen, so dass Good Hope explodierte und sank, während die Monmouth in der einbrechenden Dunkelheit zunächst verschwand. Die Glasgow und die Otranto wurden lediglich leicht beschädigt und suchten erfolgreich das Weite. Inzwischen war auch die Nürnberg heran und beteiligte sich in der Dunkelheit an der Suche nach den britischen Schiffen. Die Nürnberg stieß dabei auf die stark angeschlagene Monmouth. Da diese noch immer die Kriegsfahne führte, wurde das Schiff von der Nürnberg durch Artillerie versenkt. Mehr als 1.600 britische Seeleute fanden bei dieser Schlacht den Tod, während es auf der deutschen Seite nur 3 Verwundete gab.
Nach diesem Gefecht blieb Spee mit seinen Schiffen zunächst in chilenischen Gewässern. 2 Tage nach der Schlacht lief er mit S.M.S. Scharnhorst, S.M.S. Gneisenau und der Nürnberg für 2 Tage in Valparadiso ein, während die S.M.S. Leipzig und S.M.S. Dresden mit den Trossschiffen bei der Insel Mas a Fuera warteten. Da sich Spee offensichtlich unschlüssig über sein weiteres Vorgehen war, blieb das Geschwader bis zum 15.11.1914 vor dieser Insel, bevor es sich langsam in Richtung Süden in Bewegung setzte. Am 21.11.1914 erreichte der Verband die chilenische Penas-Bucht und ankerte dort für 5 Tage. Die Kohlevorräte der Kriegsschiffe wurden nochmals aus den Trossschiffen aufgefüllt. Nach dem Auslaufen am 26.11.1914 geriet das Geschwader in einen schweren Sturm und am 01.12.1914 wurden nochmals Schießübungen durchgeführt und die mit einer Kohleladung auf der Reise befindliche britische Bark Drummuir gekapert. Dies veranlasste Spee sein Geschwader nochmals bei der Picton-Insel einen Stopp von 5 Tagen bis zum 06.12.1914 zum Kohlen einlegen zu lassen.
Vor der Abfahrt von der Picton-Insel informierte Spee in einer Besprechung seine Kommandanten über seine Absicht, vor dem Durchbruch in den Atlantik den Hafen Port Stanley auf den Falklandinseln anzugreifen, um den dortigen britischen Gouverneur gefangen zu nehmen und die Kohlevorräte zu vernichten. Zu diesem Zweck sollten die S.M.S. Gneisenau und die Nürnberg in den Hafen eindringen, während die übrigen Schiffe von See her Deckung geben sollten.
Dementsprechend steuerte S.M.S. Gneisenau und Nürnberg im Morgengrauen des 08.12.1914 dem vorgegebenen Ziel entgegen. Als sie sich auf eine Entfernung von 10 sm genähert hatten, bemerkte der Kommandant der Gneisenau, Kpt. Maerker, dass der Hafen entgegen den deutschen Erwartungen von starken britischen Seestreitkräften belegt ist. Im Hafen lag seit dem Vortag das gesamte Geschwader von Admiral Sturdee einschließlich der den deutschen Schiffen weit überlegenden Schlachtkreuzer Invincible und Inflexible. Graf Spee, der nicht wusste, das die Briten erst am Vortag eingelaufen waren und noch mit dem Kohlen und der Vornahme von kleineren Reparaturen beschäftigt waren, entschied sich gegen den sofortigen Angriff, der unter diesen Bedingungen vielleicht Erfolg gehabt hätte, und befahl seinen Schiffen die Flucht.
Die Briten ihrerseits machten nun schleunigst Dampf auf und bald liefen Invincible, Inflexible, Carnovan, Glasgow, Kent sowie Cornwall und Bristol mit deutlich überlegener Geschwindigkeit den deutschen Schiffen hinterher. Als Spee bemerkte, dass die Flucht aller Schiffe aussichtslos ist, wandte er sich mit seinen Panzerkreuzern gegen die britischen Schiffe, um wenigstens seinen kleinen Kreuzern ein Entkommen zu ermöglichen. Jedoch teilten auch die Briten Ihre Schiffe auf, so dass letztlich nur der S.M.S. Dresden die Flucht gelang. Die Nürnberg mit ihrer schon abgefahrenen Maschine hatte dagegen keine Chance zu entkommen und wurde von der stärker bewaffneten Kent nach einem heftigen Artillerieduell erst bewegungsunfähig geschossen und dann um 19:26 Uhr versenkt. Lediglich 12 Mann konnten von den Briten gerettet werden, von denen jedoch nur 7 überlebten. Insgesamt starben 327 Mann der Besatzung der Nürnberg.

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Das obige Fotos zeigt einen Marine-Ingenieur, 4 Deckoffiziere und eine Gruppe von Matrosen des Wehrpflichtjahrgangs 1909 – 1912, bei denen es sich wahrscheinlich um Heizer oder Maschinenpersonal handelt. Die Gruppe hat sich auf der Back des Schiffs vor der Brücke postiert. An das Anker-Gangspill angelehnt befindet sich auch ein Rettungsring des Schiffs auf dem Foto. Dieser zeigt ein einfach gehaltenes Schriftbild mit weißen Großbuchstaben auf rotem Grund. Die Bänder zum Halten der umlaufenden Halteleine sind ebenfalls weiß gehalten.