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Kaisers-Marine


S.M.S. HERTHA (1897)

Bei S.M.S. Hertha handelt es sich um das 3. Schiff der 5 Einheiten umfassenden Victoria-Louise-Klasse. Diese Schiffe wurden zunächst als Kreuzer 2. Klasse klassifiziert, ab 1899 dann als Große Kreuzer. Die Hertha lief am 14.04.1897 bei der A.G. Vulcan in Stettin vom Stapel und wurde am 23.07.1898 in Dienst gestellt.
Nach der Indienststellung absolvierte das Schiff zunächst die üblichen Probefahrten, um dann ab dem 18.09.1898 von Kiel aus eine Reise ins Mittelmeer anzutreten, wo der Kreuzer als Begleitschiff der Kaiseryacht S.M.S. Hohenzollern während der Orientreise von Kaiser Wilhelm II fungierte. Nach mehreren Zwischenstationen in verschiedenen Mittelmeerhäfen wurde die Hertha am 11.11.1898 in Beirut wieder aus dem Verband entlassen und lief mit Zwischenstation in Kreta nach Genua, wo aufgrund von Mängeln an der Kesselanlage aufgetretene Schäden beseitigt werden sollten. In Genua erlitt die Hertha dann noch weitere Schäden, als sich noch vor dem Eindocken in der Nacht vom 26. auf den 27.11.1898 während eines Orkans ein Teil der Vertäuung löste und der Kreuzer mit einem Dampfer kollidierte. Die Reparatur aller Schäden zog sich bis Ende März 1899.
Noch während der Werftliegezeit erhielt der Kreuzer den Befehl zur Verlegung nach Ostasien zum dortigen Kreuzergeschwader. Am 11.04.1899 begann die Ausreise, die zunächst nach Singapur führte, das am 21.05.1899 erreicht wurde. Am 08.06.1899 lief das Schiff schließlich in den neuen Liegehafen Tsingtau ein, wo die Hertha die alte Panzerfregatte S.M.S. Kaiser ablöste.
In den nächsten Monaten war der Kreuzer - unterbrochen durch einen längeren Werftaufenthalt in Hongkong - in chinesischen Gewässern unterwegs. Ab dem 17.02.1900 war die Hertha 6 Monate lang Flaggschiff des Kreuzergeschwaders.
Als Ende Mai 1900 der sog. Boxeraufstand ausbrach, verlegte das deutsche Kreuzergeschwader mit Ausnahme der S.M.S. Irene nach Tanggu, wo die Hertha am 08.06.1900 eintraf. Dort beteiligte sich auch die Besatzung der Hertha mit 4 Offizieren und 120 Mannschaften unter Führung von Kpt. z.S. Guido von Usedom an der Bildung eines internationalen Landungskorps, das unter dem Befehl des Admirals von Seymour nach Peking vorstoßen sollte. Der am 10.06.1900 begonnene Vorstoß musste jedoch bereits am 18.06.1900 wieder abgebrochen werden, da das chinesische Militär auf Seiten der Boxer in den Kampf eingegriffen hatte und die Chinesen die Bahnlinie zerstört hatten und den Nachschub bedrohten. Bei den Kämpfen im Zusammenhang mit diesem Vorstoß fielen 7 Matrosen der Hertha. Auch an den anschließenden Kämpfen um Tientsin am 23.06.1900 waren 4 Unteroffiziere und 69 Mann der Hertha unter dem Kommando von Kptlt. Adolf von Trotha beteiligt.
Die Landungskorps der deutschen Schiffe wurden am 05.09.1900 von inzwischen aus Deutschland eingetroffenen Truppen abgelöst und kehrten auf ihre Schiffe zurück. Die Hertha, seit dem 17.08.1900 von der S.M.S. Fürst Bismarck als Flaggschiff abgelöst, fuhr mehrere mittelchinesische Häfen an und erhielt schließlich den Auftrag, den neuen Oberbefehlshaber der deutschen Truppen in China, Generalfeldmarschall Alfred von Waldensee nach Tanggu zu transportieren.
Die restliche Zeit des Jahres lag der Kreuzer meist auf Reede vor Tanggu, war jedoch am 01.10.1900 auch nochmals an der Niederkämpfung von Küstenforts nahe Schanheikwan beteiligt.
In der ersten Hälfte des Jahres 1901 kreuzte die Hertha in chinesischen Gewässern. In der Zeit vom 08.06. - 16.06.1901 diente das Schiff dann erneut Gfm. von Waldensee als Reiseschiff, der den japanischen Kaiser besuchte. Hieran schloss sich für die Hertha eine Werftliegezeit in Tsingtau und eine weitere Fahrt nach Japan an. Vom 21.10.1901 – 19.02.1902 diente die Hertha wieder als Geschwaderflaggschiff um danach vom 25.03. - 05.05.1902 einer Grundüberholung in Yokosuka unterzogen zu werden. Hieran schloss sich ein längerer Aufenthalt in Tsingtau und verschiedene Fahrten im Stationsgebiet an.
Ähnlich wie 1902 verlief auch das Folgejahr. Anfang 1903 in Nagasaki überholt hielt sich die Hertha zunächst 4 Monate in Tsingtau auf, um im weiteren Jahresverlauf verschiedene russische, koreanische und japanische Häfen zu besuchen. Auch das Jahr 1904 brachte zunächst den üblichen Stationsdienst. Im Mai lag das Schiff in Tientsin, von wo aus der an Bord diensttuende Kaisersohn Prinz Adalbert nach Peking an den Kaiserhof reiste. Als sich im Laufe des Jahres dann die Notwendigkeit einer Generalüberholung des Schiffs zeigte, erhielt die Hertha die Order, in die Heimat zurück zu kehren. Das Schiff verließ am 31.12.1904 das Stationsgebiet. Am 12.05.1905 wurde die Hertha schließlich in Kiel außer Dienst gestellt.
Die Hertha wurde in der Folgezeit auf der Kaiserlichen Werft einem umfangreichen Umbau zum Schulkreuzer unterzogen. Am 07.04.1908 wurde das Schiff dann erneut in Dienst gestellt und diente als Seekadetten- und Schiffsjungenschulschiff. Es folgten zahlreiche Ausbildungsfahrten in heimischen und fremden Gewässern. Am 30.12.1908 ankerte die Hertha im Rahmen einer solchen Ausbildungsfahrt vor Korfu, als die Nachricht von einem 2 Tage vorher stattgefunden größeren Erdbeben in der Straße von Messina eintraf. Die Hertha nahm daraufhin sofort Lebensmittel und andere Hilfsgüter an Bord und brachte diese nach Messina. Bereits am 01.01.1909 wurden von dem Kreuzer 120 Schwerverletzte nach Neapel transportiert und noch bis zum 05.01.1909 war ein Teil der Besatzung vor Ort, um bei der Bergung Verschütteter und anderen Maßnahmen Hilfe zu leisten. Danach konnten dann die italienischen Stellen die Hilfe selbst organisieren und die ausländischen Schiffe zogen sich zurück. Die Hertha trat nach einem kurzen Zwischenstopp vor Korfu am 23.01.1909 die Heimreise an und erreichte Kiel am 15.03.1909. Es folgten weitere Ausbildungsfahrten und Ende August eine Fahrt nach New York, wo der Kreuzer mit zwei weiteren  Schiffen der Kaiserlichen Marine vom 26.09. - 09.10.1909 als dt. Abordnung an den Hudson-Fulton-Feierlichkeiten teilnahm.
Auch in den Jahren 1910 – 12 führte die Hertha die üblichen Ausbildungsfahrten in heimischen und ausländischen Gewässern durch. Dieser reine Ausbildungsbetrieb wurde am 02.11.1912 unterbrochen, als der Kreuzer den Befehl erhielt, ins östliche Mittelmeer zu verlegen, um dort für den Schutz deutscher Staatsbürger während des 1. Balkankrieges zur Verfügung zu stehen. Das Schiff wurde hierzu der neu gebildeten Mittelmeerdivision unterstellt. Mitte Februar wurde dieser Einsatz ohne besondere Ereignisse wieder beendet, die Hertha schied aus der Mittelmeerdivision wieder aus und trat die Heimreise nach Kiel an, wo der Kreuzer am 07.03.1913 eintraf.
Nach einer Überholung des Schiffs erfolgte ab dem 29.05.1913 die Wiederaufnahme des Ausbildungsprogramms mit einer Reise nach Norwegen und ab dem 15.08.1913 einer weitere Fahrt über Halifax nach Veracruz, wo es im Hinblick auf dort ausgebrochene Unruhen auch galt, „Flagge zu zeigen“ um die Interessen deutscher Bürger zu schützen. Am 13.03.1914 von dieser Fahrt zurückgekehrt führte die letzte Ausbildungsfahrt ab dem 02.06.1914 nochmals in die Ostsee sowie in norwegische und schottische Gewässer. Am 25.07.1914 wurde die Reise im Hinblick auf die politische Lage abgebrochen und die Hertha verließ Edinburgh in Richtung Heimat.
Mit Kriegsbeginn wurde die Hertha der neugebildeten V. Aufklärungsgruppe zugeteilt, die zunächst in der Nordsee stationiert war, jedoch bereits nach wenigen Tagen in die Ostsee verlegt wurde, um dort Überwachungsaufgaben in der westlichen und mittleren Ostsee zu übernehmen. Die geringe Kampfkraft sowie die mangels eines wirksamen Unterwasserschutzes hohe Verwundbarkeit der in diesem Verband eingesetzten Schiffe der Victoria-Louise-Klasse sprachen jedoch gegen einen weiteren Einsatz dieser Schiffe. Der inzwischen in Schulkreuzerdivision umbenannte Verband wurde daher zum 16.11.1914 aufgelöst und die Hertha außer Dienst gestellt. Das Schiff wurde desarmiert und diente zukünftig der Seeflugstation Flensburg als Wohnschiff. Die Streichnung als Kriegsschiff erfolgte dann nach Kriegsende am 06.12.1919.

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Das obige Foto zeigt zwei etwas grimmig blickende Obermatrosen mit einem einfach gehaltenen Rettungsring des Schiffs. Die Karte ist gelaufen und rückseitig mit Trinidad, den 3.12.1911 beschriftet, so dass das Foto bei einer Ausbildungsfahrt des Schiffs aufgenommen wurde.

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Die S.M.S. Hertha im weiß-gelben Auslandsanstrich der Kaiserlichen Marine.

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Ein Luftbild, das die Hertha in ihrer letzten Verwendung als desarmiertes Wohnschiff vor der Seeflugsstation Flensburg zeigt.