Kaisers Mar ine
Kaisers-Marine

S.M.S. GRAUDENZ

S.M.S. Graudenz war ein kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine, der am 25.10.1913 auf der Kaiserlichen Werft in Kiel vom Stapel lief. Zusammen mit dem Schwesterschiff S.M.S. Regensburg bildeten die beiden Schiffe die Regensburg-Klasse. Die Indienststellung der Graudenz erfolgte am 10.08.1914. Die Besatzungsstärke betrug nominell in der Verwendung als Aufklärungsschiff 21 Offiziere und 363 Mannschaften, in der Verwendung als Torpedoboot-Führungschiff 24 Mann und 378 Mannschaften.

Die Graudenz wurde nach Abschluss der Erprobung der II. Aufklärungsgruppe zugeteilt, wo sie bis zum 22.04.2016 verblieb. Der Kreuzer wurde vor allem in der Nordsee eingesetzt und nahm an verschiedenen Vorstößen der Flotte teil. So deckte die II. Aufklärungsgruppe die Schlachtkreuzer der I. Aufklärungsgruppe bei der Beschießung der englischen Küstenstadt Yarmouth und legte vor Yarmouth und Lowestoft Minen. Auch an dem kurze Zeit später folgenden Vorstoß am 15.12.1914 gegen Hartlepool, Scarborough und Whitby war Graudenz im Verband der II. Aufklärungsgruppe ebenso beteiligt wie an der Schlacht auf der Doggerbank am 24.01.1915. Verluste waren dabei auf dem Schiff nicht zu beklagen. Weitere Vorstöße und Minenlegeoperationen in der Nordsee folgten in den weiteren Monaten.
Vom 20.03. bis zum 26.03.1915 wurde die Graudenz mit der II. Aufklärungsgruppe vorübergehend in die Ostsee verlegt, um im Rückraum der russischen Front potentielle Rückzugsrouten zu beschießen. Auch in der Zeit vom 16.08.-21.08.1915 erfolgte ein zur Unterstützung des Heeres gedachter Einsatz in der Ostsee, bei dem deutsche Marineeinheiten in den verminten Rigaischen Meerbusen eindrangen; allerdings blieb dieser Einbruch ohne Nutzen, da das Heer den Vorstoß auf Riga inzwischen aufgegeben hatte.

Zurück in der Nordsee war der Kreuzer zusammen mit S.M.S. Pillau am 08.09.1915 an einer Rettungsaktion für zwei vor Horns Riff kollidierte Torpedoboote beteiligt. Bei der Kollision von V 1 und G 12 war es zu einer Explosion von Torpedos gekommen. 48 Mann, darunter der Chef der V. Flottille, Kpt. v. d. Knesebeck, kamen ums Leben, G 12 sank und V 1 musste eingeschleppt werden.

Vom 26.10.1915 bis zum 18.02.1916 befand sich die Graudenz in der Kaiserlichen Werft in Kiel, wo die Bewaffnung verstärkt wurde und das Schiff u. a. nun 15 cm-Geschütze erhielt. Nach der Rückkehr aus der Werft sollte das Schiff dem II. Führer der Torpedoboote als Flaggschiff dienen. Der Kreuzer wurde jedoch bereits kurz darauf durch einen Minentreffer auf der Amrum Bank beschädigt und musste von S 51 nach Wilhelmshaven eingeschleppt werden. Die Reparatur dauerte bis September 1916, so dass Graudenz an der Skagerrakschlacht nicht teilnehmen konnte.

Nach der Wiederherstellung des Schiffs wurde es ab dem 13.09.1916 als Flaggschiff der I. Führers der Torpedoboote eingesetzt. In dieser Funktion verblieb es bis zum 05.06.1917, um dann ab dem 06.06.1917 bis zum 08.12.1918 dem II. Führer der Torpedoboote als Flaggschiff zu dienen. In dieser Funktion war das Schiff auch im letzten Kriegsjahr noch an verschiedenen Vorstößen in der Nordsee beteiligt. Zu erwähnen ist hier zunächst der Vorstoß von Graudenz, S.M.S. Emden, S.M.S. Frankfurt und S.M.S. Bremse mit 17 Torpedobooten der VI. und IX. Torpedobootflottille in der Zeit vom 10. - 13.03.1918. In 4 Gruppen aufgeteilt wurde der Schiffsverkehr vor dem Skagerrak  und Kattegat kontrolliert, es konnten jedoch insgesamt lediglich 5 Handelsschiffe gestoppt und kontrolliert werden. In die gleiche Richtung zielte kurze Zeit später, am 13.04.1918, auch ein weiterer Vorstoß von Graudenz mit der II. Torpedobootflottille in den Skagerrak.
Auch beim letzteren größeren Vorstoß der Flotte Ende April 1918 war der Kreuzer beteiligt. Nachdem die Briten auf mehrere Angriffe leichter deutscher Einheiten auf britische Skandinavien-Convoys mit einer Verstärkung des Begleitschutzes reagiert hatten, beabsichtigte die deutsche Marineleitung bei einem erneuten Vorstoß nun auch schwerere Einheiten einzusetzen, in der Hoffnung, Teile der britischen Schlachtflotte isoliert anzutreffen und schlagen zu können. Graudenz führte hier erneut die Torpedoboote der I., VI., VII. und  IX. Torpedobootflottille. Das am 23.04.1918 begonnene Unternehmen wurde jedoch schon am 25.04.1918 wieder beendet, nachdem S.M.S. Moltke am Vortag eine ihrer Schrauben verloren und in der Folge eine schwere Turbinenhavarie erlitten hatte und von S.M.S. Oldenburg nach Wilhelmshaven abgeschleppt werden musste.

In der Zeit vom 06.09. - 16.10.1918 befand sich Graudenz nochmals zur Überholung in der Werft. Inzwischen wieder zur II. Aufklärungsgruppe gehörend, sollte Graudenz dann auch am beabsichtigten letzten Flottenvorstoß teilnehmen, der infolge der Revolution nicht mehr zur Ausführung kam. Graudenz überstand den Krieg und musste später an Italien ausgeliefert werden, wo das Schiff noch länger im Dienst stand.


Das vorliegende Foto zeigt eine Gruppe von Matrosen mit einem Rettungsring um das Ankerspill versammelt. Die Aufnahme ist leider nicht datiert, da im Hintergrund jedoch eine 15 cm SK L/45 C 14 zu sehen ist, muss die Aufnahme nach der Umrüstung ab Februar 1916 entstanden sein. Der rote  Rettungsring mit weißer Schrift zeigt keine Besonderheiten.