Kaisers Mar ine
Kaisers-Marine



S.M.S. CYCLOP (1875)

S.M.S. Cyclop war ein auf der Kaiserlichen Werft in Danzig gebautes Kanonenboot der Kaiserlichen Marine. Der Stapellauf des 43 m langen und 7 m breiten Boots erfolgte am 05.08.1874, die Indienststellung folgte am 27.03.1875. Wie auch bei anderen Schiffen dieser Zeit konnte das Boot sowohl gesegelt als auch durch die zwei 1-Zylinder-Dampfmaschinen angetrieben werden. Die Besatzungsstärke betrug 69 Mann.
Das Boot war für den Einsatz in Übersee vorgesehen. Nach der Erprobung verließ die Cyclop am 09.05.1875 deutsche Gewässer und lief nach Fernost, wo das Boot am 17.07.1875 Singapur erreichte.
Als am 27.09.1875 chinesische Besatzungsmitglieder des deutschen Schoners Anna den Kapitän und den Steuermann ermordeten und das Schiff vor Futschau auf Grund setzten, wurde die Cvclop damit beauftragt, den Schoner sowie die Mörder und Plünderer der Ladung zu finden und zu bestrafen. Dieser Auftrag wurde auch erfüllt.
Die nächste erwähnenswerte Aufgabe führte die Cyclop im Februar/März 1875 zur Insel Typinsan. Hier war im Juli 1873 der deutsche Schoner R.J. Robertson in einem Taifun auf ein Riff gelaufen und gestrandet. Die Bewohner eines in der Nähe gelegenen Dorfes hatten daraufhin trotz der stürmischen See die acht Besatzungsangehörigen gerettet und auch Schiffsinventar gesichert. Eine angebotene Entschädigung wurde von ihnen abgelehnt, so dass Kaiser Wilhelm I entschied, als sichtbares Zeichen der Wertschätzung und des Dankes ein Denkmal zu errichten. Die Umsetzung dieses Befehls erfolgte durch die Männer der Cyclop. Das Denkmal wurde am 22.03.1876 eingeweiht und die Cyclop begab sich wieder nach Hongkong.
In der Folgezeit versah das Schiff den üblichen Stationsdienst und war vor allem im Gelben Meer unterwegs, wo viele Häfen besucht, aber auch Katographieaufgaben erledigt wurden. Durch den ständigen Einsatz überholungsbedürftig geworden, erfolgte schließlich die Order, nach Deutschland zurück zu kehren. Das Boot verließ Fernost am 01.01.1881 und erreichte am 28.04.1881 Kiel, wo es in der Kaiserlichen Werft repariert wurde.
Am 01.04.1882 wieder in Dienst gestellt, wurde das Boot zunächst im Fischereischutz in der Nordsee eingesetzt. Bereits am 07.08.1882 erhielt das Boot jedoch den Befehl, ins östliche Mittelmeer zu verlegen. Durch die in Ägypten ausgebrochenen Unruhen waren auch deutsche Staatsbürger und Interessen bedroht, so dass sich die Marineleitung entschloss, die schon vor Ort befindlichen Kräfte zu verstärken. Die Cyclop erreichte am 02.10.1882 Port Said, wo sie zunächst bis Januar 1883 verblieb. Dann erhielt sie den Auftrag, Prinz Friedrich Karl Nikolaus von Preußen  von Suez nach El-Tor an der Westküste der Halbinsel Sinai zu bringen. Drei Mann der Besatzung begleiteten den Prinzen auf seiner anschließenden Reise an Land zurück nach Suez. Dort nahm die Cyclop ihn wieder an Bord und brachte ihn nach Jaffa, wo das Boot am 19.02.1883 ankam. Da sich die Lage in Ägypten beruhigt hatte, erhielt die Cyclop am 01.05.1883 den Rückreisebefehl nach Wilhelmshaven, wo man am 21.07.1883 eintraf.
Zurück in Deutschland wurde das Kanonenboot ab dem 19.08.1883 wieder als Fischereischutzboot eingesetzt, um ab dem 16.10.1883 zunächst außer Dienst gestellt zu werden. Streitigkeiten mit englischen Fischern erforderten im Folgejahr dann wieder den Einsatz im Fischereischutzdienst  und im Herbst erfolgte die Teilnahme am Manöver der Flotte.
1885 erforderte der Mangel an Schiffen mit geringem Tiefgang den Einsatz der Cyclop vor der Küste Kameruns. Das Boot verließ Deutschland am 23.04.1885 und erreichte Duala am 06.07.1885. In der Folgezeit kreuzte das Schiff vor der Küste und nahm u. a. auch wieder Katographieaufgaben wahr. Obwohl vor der Abreise nach Afrika nochmals die Klimatisierung des Schiffes nachgebessert worden war, litt die Besatzung stark unter der Hitze während dieses Einsatzes und auch unter Malaria. Der Austausch der Besatzung erfolgte aus diesem Grunde auch jährlich und nicht - wie gewöhnlich - alle zwei Jahre.
Im Februar 1886 war das Kanonenboot an der Bekämpfung lokaler Unruhen beteiligt und im Juni an der Grundsteinlegung für den künftigen Sitz des Gouverneurs. Vom 10. - 16.09.1886 wurde zum Zwecke der Erholung der Besatzung die Insel St. Helena besucht und im Oktober wurde das Boot in der Mündung des Wouri trockenfallen gelassen, um Arbeiten am Rumpf durchführen zu können. Im Dezember war das Boot - wie auch schon einmal im Februar - in Luanda in einer Werft. Im April und Mai 1887 war die Cyclop an der Übergabe der Stadt Bonny im Zuge eines Gebietsaustausches an Großbritannien beteiligt. Mitte des Jahres 1888 stellte das Schiff eine Bedeckungsmannschaft für eine Expedition ins Hinterland Kameruns. Im Herbst wurde das Boot dann bei der Unterdrückung der bei den einheimischen Batanga ausgebrochenen Unruhen eingesetzt.
Aufgrund der inzwischen stark verschlissenen Maschinenanlage und der Unrentabilität einer erneuten Reparatur wurde die Cyclop nach Abgabe der Bewaffnung und Munition am 01.11.1888 in Duala außer Dienst gestellt. Die Streichung aus der Liste der Kriegsschiffe war interessanterweise bereits vorher am 25.09.1888 erfolgt.
Das Boot verblieb als Lazarett-, Magazin- und Werkstatthulk in Kamerun. Sie erhielt eine ständige Besatzung, die aus einem Deckoffizier und einigen Matrosen bestand. Die Maschinenanlage und die Masten wurden im Jahr 1900 entfernt. Das ehemalige Kanonenboot wurde nach der Besetzung Kameruns durch die Briten im 1. Weltkrieg beschlagnahmt, verkauft und in der Folge abgewrackt.


Das vorliegende Foto zeigt 4 Matrosen des Boots und einige einheimische Kinder mit der Rechtskriegsfahne und einem Rettungsring. Ausweislich der Bildbeschriftung wurde das Foto im letzten Jahr des aktiven Einsatzes 1888 in Kamerun gefertigt. Die Qualität des Fotos lässt natürlich zu wünschen, aber bei einem Foto eines solch kleinen Boots aus einer solche frühen Zeitperiode muss man sich auch einmal mit einem nicht ganz so qualitativ guten Foto begnügen. Das Bild oben und die erste Ausschnittvergrößerung zeigen das Foto nur gering bearbeitet, während die beiden anderen Fotos nochmals eine stärker bearbeitete Version zeigen, um so viel wie möglich von der Beschriftung des Rettungsrings lesbar zu machen. Der Name Cyclop ist dabei noch relativ gut lesbar, während die Beschriftung des Rettungsrings oben mehr zu erahnen als zu lesen ist. Immerhin ist jedoch erkennbar, dass hier nicht die gängige Abkürzung „S.M.S.“ Verwendung gefunden hat, sondern offenbar - wie auf der Bildbeschriftung – die Formel “S. M. Kbt.“ (Seine Majestät Kanonenboot).

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