S.M.S. GROSSER KURFÜRST (1913)
Bei S.M.S. Großer Kurfürst handelte es sich um ein Großlinienschiff und das zweite Schiff der 4 Einheiten umfassenden König-Klasse. Der Stapellauf erfolgte am 05.05.1913 bei der A. G. Vulcan in Hamburg, die Indienststellung am 30.07.1914.
Nach Abschluss der Erprobung kam das Schiff zum III. Geschwader der Hochseeflotte, dem es auch bei Ausbruch des Krieges noch angehörte. Mit diesem Verband war das Schiff an den Vorstößen der Hochseeflotte in der Nordsee zu Beginn des Krieges beteiligt, wie z. B. als Deckung für die Schlachtkreuzer bei der Beschießung der Hafenplätze Yarmouth am 03.11.1914 und Scarborough, Hartlepool und Whitby am 16.12.1914.
Das Kriegsjahr 1915 war unter der vorsichtigen Führung der Hochseeflotte durch Admiral von Pohl durch relativ wenige Vorstöße, die nie länger als zwei Tage dauerten, gekennzeichnet. So wurde am 17.04. bis 19.04.1915 ein Flottenvorstoß verbunden mit dem Verlegen von Minen nördlich des Eingangs des Ärmelkanals durchgeführt, dem ein weiter Vorstoß am 22.04.1915 und ein Vorstoß bis zur Doggerbank vom 17.05. bis 18.05.1915 folgten. Im Sommer und Herbst folgten dann noch 3 weitere, ähnliche Operationen. An diesen Operationen des Jahres 1915 war jeweils auch das III. Geschwader mit Großer Kurfürst beteiligt.
Unter der neuen Führung von Admiral Scheer wurde die Flotte im Jahr 1916 wieder offensiver. Ein erster Vorstoß im März 1916 führte schon weit in die Nordsee hinein und im April wurden die britischen Stützpunkte Lowestoft und Great Yarmouth von der Flotte beschossen.
In der Skagerrakschlacht am 31.05./01.06.1916 gehörte Großer Kurfürst – an zweiter Position fahrend - zu den Schiffen an der Spitze der Schlachtflotte und war somit – direkt hinter den Schlachtkreuzern - dem feindlichen Feuer besonders stark ausgesetzt. Die Großer Kurfürst musste insgesamt 8 Treffer der schweren Kaliber 38,1 cm und 34,1 cm einstecken, die nicht nur erhebliche Schäden anrichteten, sondern auch 2 Offiziere und 13 Mannschaften der 1.284 Mann starken Besatzung das Leben kosteten und 10 Mann verwundeten. Die anschließende Reparatur in der Bauwerft A. G. Vulcan dauerte vom 06.06. - 16.07.1916.
Nach der Wiederherstellung war Großer Kurfürst mit dem III. Geschwader am 18./19.08.1916 an einem weiteren Flottenvorstoß in der Nordsee beteiligt, der jedoch ergebnislos verlief. Hieran schloss sich im November 1916 eine weitere Aktion an, als Teile der Flotte einem vor der dänischen Küste havarierten U-Boot helfen sollten. Hierbei erhielt Großer Kurfürst am 05.11.1916 bei Horns Riff von dem britischen U-Boot HMS J 1 einen Torpedotreffer ins Achterschiff, der zunächst auch das Ruder lahm legte. Glücklicherweise konnte das Rudergeschirr dann jedoch wieder klar gemacht werden, so dass das Schiff aus eigener Kraft die heimische Küste ansteuern konnte. Ein erneuter Werftaufenthalt vom 10.11.1916 bis zum 09.02.1917 war jedoch die Folge.
Kaum zurück beim Geschwader kam es bereits am 05.03.1917 zum nächsten Schaden, als Großer Kurfürst bei einer Übung aufgrund eines falsch verstandenen Flaggensignals S.M.S. Kronprinz mit 15 Meilen Fahrt rammte. Beide Schiffe wurden erheblich beschädigt und mussten in die Werft. Die Wiederherstellung der Großer Kurfürst erfolgte diesmal in der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven und dauerte bis zum 22.04.1917.
Es folgte im Oktober 1917 die Teilnahme an der Operation zur Eroberung der Baltischen Inseln (Operation Albion), bei der Großer Kurfürst am 12.10.1917 von einer russischen Mine beschädigt wurde und daraufhin am 13.10.1917 nach Kiel entlassen wurde. Es folgte ein Werftaufenthalt auf der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven vom 18.10. bis 01.12.1917.
Nach der Wiederherstellung war das Schiff auch am letzten größeren, aber letztlich ergebnislosen Flottenvorstoß in der Nordsee nach Norwegen im April 1918 beteiligt. Am 30.05.1918 hatte das Schiff dann in der Nähe von Helgoland eine Grundberührung, die erneut Werftaufenthalte vom 02.06. bis 09.06.1918 und vom 21.06. bis 31.07.1918 in der Kaiserlichen Werft Kiel notwendig machten. Danach wieder zurück beim III. Geschwader kam es im November 1918 auch auf diesem Schiff zu Gehorsamsverweigerungen.
Nach Kriegsende gehörte die Großer Kurfürst zu den in Scapa Flow internierten Schiffen und wurde dort am 21.06.1919 von der Besatzung selbst versenkt.
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Das vorliegende Foto zeigt eine Gruppe von Matrosen an Bord des Schiffs. Ausweislich des Schilds im Rettungsring wurde die Aufnahme am 12.8.1911 gemacht. Der Rettungsring ist von roter Farbe mit einer weißen Aufschrift in einer einfach gehaltener Schrift. Der erste Teil des Schiffsnamens ist mit „GR.“ abgekürzt. Beachtenswert ist auch die Armbanduhr des Matrosen, der den Rettungsring hält.