Kaisers Mar ine
Kaisers-Marine


S.M.S. KÖNIGSBERG (1905)

S.M.S. Königsberg war ein Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine. Er war das Typschiff der aus 4 Einheiten bestehenden Königsberg-Klasse, wobei manche Experten die Königsberg als Einzelschiff einordnen, da sie sich von den drei folgenden Schiffen dieser Klasse doch deutlich unterschied.
Die Königsberg wurde auf der Kaiserlichen Werft in Kiel gebaut und lief am 12.12.1905 vom Stapel. Am 06.04.1907 folgte die Indienststellung durch die Marine, der sich die übliche Erprobung eines neuen Schiffs anschließen sollte. Bei der Königsberg wurde diese Erprobung jedoch bald unterbrochen, da der Kreuzer als Begleitschiff für die kaiserliche Yacht S.M.S. Hohenzollern während der Kieler Woche auserkoren wurde. Auch in der Folgezeit wurde die Königsberg als Begleitschiff für den Kaiser herangezogen, so vom 03.06. bis 06.06.1907 anlässlich eines Treffens mit dem russischen Zaren und im Juli 1907 während der Sommerreise des Kaisers nach Norwegen. Diese Repräsentationsverwendung setzte sich auch nach dem Abschluss ihrer Erprobung und der Zuordnung des Kreuzers zum Verband der Aufklärungsschiffe der Hochseeflotte fort, als die Königsberg zunächst ab dem 05.11.1907 zusammen mit dem Großen Kreuzer S.M.S. Scharnhorst und dem Depeschenboot S.M.S. Sleipner den Kaiser auf einem Besuch in England und in den Niederlanden begleitete und danach vom 17.12. - 20.12.1907 Prinz Heinrich von Preußen und eine Abordnung von Marineoffizieren nach Malmö zur Beerdigung des schwedischen Monarchen Oskar II brachte. Weitere solcher Repräsentationsaufgaben folgten nach einer Phase des normalen Dienstes in der Flotte – bei der es am 16.02.1910 zu einer kleineren Kollision mit der S.M.S. Dresden gekommen war - in den Jahren 1910/11 mit einem Besuch Helgolands im März 1910 und vom 08.05 – 27.05.1910 in Großbritannien zum Begräbnis König Eduard VII. Vom 08.03.1911 – 22.05.1911 begleitete die Königsberg dann erneut die Kaiserlichen Yacht während der Mittelmeerreise des Kaiser.
Nach Ihrer Rückkehr aus dem Mittelmeer wurde die Königsberg am 10.06.1911 durch die S.M.S. Kolberg bei der Flotte ersetzt und am 14.06.1911 außer Dienst gestellt. Nach einigen kleineren Umbauten erfolgte vom 22.01.1913 – 19.06.1913 die vorübergehende Reaktivierung als Ersatz für die sich in Reparatur befindliche S.M.S. Mainz. Die Zeit in der Reserve endete am 01.04.1914 mit der erneuten Indienststellung für den Einsatz als Stationsschiff der ostafrikanischen Station. Die Königsberg verließ Wilhelmshaven am 28.04.1914 und erreichte nach verschiedenen Zwischenstationen schließlich am 06.06.1914 Daressalam.
Am 31.07.1914 verließ die Königsberg im Hinblick auf die drohende Kriegsgefahr befehlsgemäß  Daressalam, um bei Ausbruch der Feindseligkeiten im Indischen Ozean Handelskrieg zu führen. Den vor dem Hafen auf sie wartenden britischen Kreuzern Astraea, Hyacinth und Pegasus konnte sie mit einigen Kursänderungen und mit hoher Geschwindigkeit entkommen und steuerte die Hauptschifffahrtslinien im Golf von Aden an. Dort wurde am 06.08.1914 der britische Frachtdampfer City of Winchester aufgebracht, der einige Zeit später nach Entnahme der Kohleladung schließlich versenkt wurde. Da weitere feindliche Schiffe jedoch nicht auffindbar waren, lief die Königsberg Majunga (Madagaskar) an, in der Hoffnung, dort Beute zu finden. Nachdem sich auch diese Hoffnung nicht erfüllte, lief die Königsberg am 03.09.1914 das in der Kolonie Dt-Ostafrika liegende Rufijidelta an, um sich dort mit Kohle zu versorgen. Von hier aus lief die Königsberg am 19.09.1914 zu einem Angriff auf den Hafen von Sansibar aus und griff dort am Morgen des 20.09.1914 den mit einem Maschinenschaden im Hafen liegenden Kleinen Kreuzer H.M.S. Pegasus an. In dem rd. 40 minütigen Feuerkampf wurde der britische Kreuzer so schwer beschädigt, dass er schließlich sank. Der Versuch, das Schiff noch auf den Strand zu setzen misslang. Die Briten hatten in dem Gefecht 38 Tote und 55 Verletzte. Nach der Versenkung der Pegasus beschoss die Königsberg noch ein im Hafen liegendes Frachtschiff, das gleichfalls beschädigt wurde, und die Funkstation an Land, bevor sie sich wieder zurückzog.
Der Zustand der Maschinen zwang den deutschen Kreuzer erneut das Rufijidelta anzulaufen, wo man bei Salale ankerte, um auf Ersatzteile aus Daressalam zu warten. Da den Briten zunächst nicht bekannt war, dass das Rufijidelta für Schiffe der Größe der Königsberg befahrbar ist, suchten die inzwischen verstärkten britischen Seesteitkräfte zunächst vergeblich nach dem Kreuzer. Schließlich wurde die Königsberg jedoch am 30.10.1914 entdeckt und von mehreren britischen Kreuzern, die sich vor die Flussmündung legten, blockiert. Die einen Tag zuvor eingetroffen Ersatzteile kamen zu spät, um der Königsberg ein wieder in See gehen zu ermöglichen.

Ab dem 01.11.1914 beschossen die britischen Kreuzer auf große Entfernung die Königsberg, ohne diese zu treffen. Die Königsberg zog sich tiefer in das Delta zurück außerhalb der Reichweite der britischen Schiffe. Auch der Versuch der Beschießung durch das Flaggschiff des Kapgeschwaders, das Linienschiff H.M.S. Goliath, ab dem 07.03.1915 führte zu keinem anderen Ergebnis.
Die Briten entschlossen sich daraufhin zwei ursprünglich für den Amazonas gebauten Monitore vom Mittelmeer nach Ostafrika schleppen zu lassen, da sie wegen ihres geringen Tiefganges in das Flussdelta vordringen konnten. Beide waren zuvor an der flandrischen Küste im Einsatz gewesen und verfügten jetzt über zwei einzelne 15,2-cm-Geschütze vorn und achtern. Am 28.04.1915 verließen die beiden Monitore Mersey und Severn mit vier Schleppern, einem Basisschiff und einem Kohlendampfer Malta und erreichten am 03.06.1915 die Rufiji-Mündung.
Am 06.07.1915 erfolgte der erste Angriff der Monitore, bei dem auch ihre Schlepper für Notfälle, drei kleine Walfänger zur Sicherung gegen Minen und zwei Kreuzer vor der Mündung des Rufiji in Stellung gingen. Die Kreuzer beschossen die Bodentruppen der Deutschen im Delta und versuchten erkannte Geschützstellungen und Beobachtungsposten auszuschalten. Die Monitore verankerten sich in etwa 9 km Entfernung von der Königsberg und versuchten ab 6.30 Uhr unter Leitung von zwei Beobachtungsflugzeugen mit indirektem Artilleriebeschuss den deutschen Kreuzer zu treffen. Dieser erwiderte das Feuer und wurde dabei von einem an Land errichteten Beobachtungsstand aus gelenkt. Er traf die Mersey mehrfach und setzte deren Buggeschütz nach etwa einer Stunde außer Gefecht. Aufgrund des Ausfalles eines Flugzeuges und der erlittenen Schäden zogen sich die Briten zurück. Sie hatten 635 Schuss abgegeben und dabei sechs Treffer erzielt. Auf der Mersey waren sechs Tote zu beklagen. Die Treffer auf der Königsberg wiederum verursachten geringe Mannschaftsverluste, die Gefechtsfähigkeit blieb unbeeinträchtigt.
Am 11.07.1915 wurde der Angriff von den Briten wiederholt, wobei diesmal die Severn eine Meile weiter flussaufwärts ging. Die unterschiedlichen Positionen der Monitore erschwerten den Beobachtern der Königsberg die Beurteilung des Trefferbildes, während die Monitore abwechselnd schossen, um den Flugzeugen die Zuordnung zu erleichtern. Zudem erlaubte die kürzere Distanz der Severn mehr Wirkung zu erzielten als beim ersten Angriff. Nach mehreren schweren Treffern mit erheblichen Verlusten unter der Besatzung entstanden Brände im Achterschiff der Königsberg. Wegen Munitionsmangel musste sie gegen 13.40 Uhr das Feuer einstellen und der Kommandant Fregattenkpt. Max Looff befahl der Besatzung, unter Mitnahme aller Verwundeten an Land zu gehen. Nachdem der Kommandant als Letzter das Schiff verlassen hatte wurde das Schiff durch die Zündung zweier Torpedoköpfe, die im Vorschiff unterhalb der Wasserlinie ein Leck rissen, versenkt. Aufgrund der geringen Wassertiefe sank die Königsberg jedoch nicht komplett, sondern nur bis zum Oberdeck. Vor der Besatzung der Königsberg kamen bei diesem letzten Gefecht 33 Mann ums Leben, während die Briten nur wenige Verletzte hatten.
Mit der Versenkung des Schiffs war der Krieg für die Überlebenden jedoch noch nicht vorbei. Vielmehr erfolgte bis zum 18.09.1915 unter dem Kommando des bisherigen Artillerieoffiziers des Schiffs, Kptlt. Apel, die Abbergung sämtlicher Geschütze vom Wrack des Kreuzers sowie von weiterem Material. Zum Teil später mit neuen Lafetten mobil gemacht, unterstützten die zehn 10,5-cm SK L/40-Kanonen und die verbliebene Besatzung der Königsberg den Kampf der deutschen Schutztruppe unter Paul von Lettow-Vorbeck bis Kriegsende. Von den über 300 Besatzungsmitgliedern sollten nur 32 Mann 1919 nach Deutschland zurückkrehren.

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Das obere Foto zeigt einige Matrosen des Schiffs auf der Back zwischen den Ankerketten und vor den vorderen beiden 10,5-cm SK L/40-Kanonen. Neben einigen Granaten für diese Geschütze sowie einem Paar Riemen wurden auch drei Rettungsringe zur Dekoration mit herangezogen. Diese sind von der Gestaltung völlig identisch und weisen keinerlei Besonderheiten auf. Das Schild auf der Steuerbordseite mit den Jahreszahlen 1904 – 07 klärt die Datierung des Fotos und belegt, dass die betreffenden Matrosen zu den ersten Besatzungsangehörigen gehörten und die Aufnahme relativ bald nach Indienststellung der Königsberg im April 1907 gemacht worden sein muss. Die Aufschrift „§ 11“ auf den beiden Fässern kommt aus der studentischen Verbindungsszene und bedeutet so viel wie „es wird weiter gesoffen“.


Ein weiteres Foto von Königsberg-Matrosen mit Rettungsring soll hier ebenfalls gezeigt werden, allerdings ist anzumerken, dass der Rettungsring wohl nur für das Foto beschriftet wurde oder der Photograf das Foto retouchiert hat. Auch ist unklar, wo dieses Foto überhaupt aufgenommen wurde, die Back der Königsberg scheint das jedenfalls nicht zu sein.

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Von den zehn 10,5-cm SK L/40-Kanonen, die von der Königsberg geborgen und danach von der deutschen Schutztruppe eingesetzt wurden, fielen im Laufe der Kämpfe durch Munitionsmangel oder Schäden einige den Gegnern in die Hände und haben in der Folgezeit bis zum heutigen Tage überlebt. So findet sich ein Geschütz in Pretoria ausgestellt und zwei andere in Jinja (Uganda) bzw. Kisangani (Kongo). Das wohl bekannteste und touristisch wohl am einfachsten zu erreichende Königsberg-Geschütz ist das hier abgebildete, das sich vor dem Fort Jesus in Mombasa in Kenia befindet. Das Foto wurde in den 1990-Jahren aufgenommen.

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An Bord der Königsberg befanden sich außerdem noch zwei zusätzliche 8,8 cm Kanonen, die zur  Ausrüstung eines Hilfskreuzers etc. vorgesehen waren. Eines dieser Geschütze diente nach der Versenkung der Königsberg der Bewaffnung des auf dem Tanganjikasee fahrenden Dampfers Graf Goetzen und ist heute im South African Military History Museum in Johannesburg zu sehen.


Außer den vorgenannten Kanonen und einigen anderen kleineren Erinnerungsstücken hat glücklicherweise auch ein Rettungsring der Königsberg die Zeiten überlebt. Dieser wurde von dem früheren Navigator der H.M.S. MERSEY, der von der britischen Admiralität beauftragt war, einen Bericht über die Gefechte zwischen den Briten und der Königsberg zu schreiben, als Souvenir aus Afrika mitgebracht und im Jahr 1972 zusammen mit verschiedenen Dokumenten dem Mainly Maritime Museum Inc. at St Helens, Tasmania, Australia, (https://www.warshipmuseum.com/) geschenkt, wo er auch heute noch zu sehen ist. Ich danke Brian Morrison für die Überlassung der Fotos und die Zustimmung, diese hier zeigen zu dürfen. Man sieht auf den Fotos sehr schön die weiße Schrift und die schwarzen Schattierungen der Buchstaben, um diesen eine optische Tiefe zu verleihen.