S.M.S. LORELEY (1885)
Bei der S.M.S. Loreley handelte es sich um eine rd. 68 m lange und 920 t verdrängende Dampfjacht, die am 01.06.1885 im schottischen Glasgow unter dem Namen Mohican für einen zivilen Eigner vom Stapel gelaufen war. Bereits im Jahre 1892 stand die Jacht zum Verkauf und Anfang 1896 erwarb die Kaiserliche Marine das Schiff als Ersatz für den veralteten Aviso S.M.S. Loreley (II), der als Stationär in Konstantinopel lag. Das neue Schiff wurde geringfügig umgebaut, erhielt eine Bewaffnung und den Namen seines Vorgängers. Nach dem Umbau erfolgte am 06.08.1896 die Indienststellung und kurz darauf trat die neue Loreley den Weg nach Konstantinopel an, wo sie am 07.09.1896 eintraf. Mit dem Eintreffen des Ersatzes wurde der alte Aviso außer Dienst gestellt.
In seiner Rolle als Stationär hatte die Jacht vor allem repräsentative Funktion. Aufgrund einer Vereinbarung zwischen Auswärtigem Amt und der Marineführung befand sich auch der deutsche Botschafter oft an Bord des Schiffs und nutze dieses für seine diplomatischen Aufgaben. Daneben standen Fahrten im Schwarzen Meer und der Ägäis mit dem Besuch der dortigen Hafenstädte auf dem Programm.
Im Oktober/November 1898 war die Jacht in die Orientreise von Kaiser Wilhelm II involviert. Am 17.10.1998 traf das Schiff vor Tenedos mit der Kaiserjacht S.M.S. Hohenzollern und dem Begleitschiff S.M.S. Hertha zusammen und geleitete diese nach Konstantinopel. Anschließend wurde von dort eine kurze Reise ins Schwarze Meer unternommen, bei der sich der Kaiser an Bord der Loreley befand. Es folgte eine Fahrt nach Palästina, wo Wilhelm II Jerusalem besuchte. Am 15.11.1898 befand sich die Loreley dann wieder in Konstantinopel.
Vom 08.11. bis Anfang Dezember 1899 befand sich die Loreley für Überholungsarbeiten in der Werft in Genua und stand danach bis zum 19.04.1900 der Kaiserin Friedrich und Prinz Heinrich von Preußen für verschiedene Fahrten im Mittelmeer zur Verfügung.
Von November 1902 bis Februar 1903 befand sich das Schiff erneut im Dock, diesmal in Piräus. Dieser Aufenthalt sorgte für einiges Aufsehen, da in der Nacht vom 16.11. auf den 17.11.1902 ein Matrose des Schiffs einen Maaten erstach und eine Kiste mit Geld und Dokumenten raubte. Der Matrose wurde bereits am Folgetag festgenommen und die Kiste wieder sichergestellt. Der Mann erklärte im Auftrag eines ausländischen Geheimdienstes gehandelt zu haben, der Interesse an den Dokumenten hatte.
In der Folgezeit versah das Schiff wieder seinen üblichen Routinedienst mit einigen Unterbrechungen für besondere repräsentative Anlässe. Im April 1904 stand die Loreley dem Kronprinzen Wilhelm und dem Prinzen Eitel Friedrich für deren Besuch beim Sultan zur Verfügung. Am 03.05.1904 lief das Schiff von Alexandria nach Saloniki, da es in Mazedonien zu Unruhen gekommen war. 1906 wurde die Jacht zur Teilnahme an den Feierlichkeiten des 50-jährigen Jubiläums der Internationalen Donaukommission entsandt und 1906 zu einer Hochzeitfeier des griechischen Königshauses.
1909 kam es im südlichen Anatolien zu Ausschreitungen gegenüber der Volksgruppe der christlichen Armenier und die Loreley erhielt am 20.04.1909 den Befehl, sich für ein Eingreifen zusammen mit Schiffen anderer Mächte bereit zu halten. Die Loreley wurde jedoch bereits am 24.04.1909 von der S.M.S. Hamburg abgelöst und kehrte am 27.04.1909 wieder an ihren Liegeplatz in Therapia zurück. Hier wartete als nächste Aufgabe, den am selben Tag abgesetzten Sultan Abdulhamid II mit der Genehmigung der osmanische Regierung nach Saloniki zu bringen.
Im August/September 1910 war die Loreley in die Übergabe zweier vom Osmanischen Reich gekaufter deutscher Kriegsschiffe involviert. Im November 1910 lief das Schiff auf dem Weg nach Triest vor Lepando leicht auf Grund und musste von einem britischen Zerstörer freigeschleppt werden. Es folgte eine Reparatur in Triest, die am 01.03.1911 abgeschlossen wurde.
Während des italienisch-türkischen Kriegs vom 29.09.1911 – 18.10.1912 hielt sich die Loreley in türkischen Küstengewässern auf, um den Schutz deutscher Staatsbürger zu gewährleisten.
Als kurz darauf im Oktober 1912 der 1. Balkankrieg ausbrach, entschloss sich die deutsche Marineführung auf Wunsch des Auswärtigen Amts weitere Kriegsschiffe ständig im östlichen Mittelmeer zu stationieren und entsandte S.M.S. Goeben und S.M.S. Breslau nach Konstantinopel. Mit dem Eintreffen in Konstantinopel am 15.11.1912 bildeten diese beide Schiffe zusammen mit der Loreley fortan bis zum Beginn des 1. Weltkriegs die deutsche Mittelmeer-Division. Aufgrund der Anwesenheit der beiden anderen Schiffe verblieb die Loreley während des 1. Balkankriegs jedoch meist in Konstantinopel, einzig nennenswerte Aktion war die Rückholung des vormaligen Sultans Abdulhamid II von Saloniki nach Konstantinopel.
Vom 10.02.1913 bis zum 03.03.1913 befand sich das Schiff in einer Werft in Triest zur Überholung. Danach wieder in Konstantinopel war die Besatzung des Schiffs im August dort an der Bekämpfung eines Feuers in der französischen Botschaft beteiligt. In der Zeit vom 02.02.1914 bis zum 13.03.1914 befand sich das Schiff dann erneut zur Überholung in der Werft, diesmal in Alexandria, um kurz darauf im April 1914 Kaiser Wilhelm II, der auf Korfu weilte, zur Verfügung zu stehen.
Kurz nach Kriegsbeginn wurde die Loreley am 06.08.1914 außer Dienst gestellt. Von dem Schiff wurden die Geschütze und die Besatzung an das Passagierschiff Corcovado, das das Etappenkommando Istanbul zum Hilfskreuzer umrüsten wollte, abgegeben. Der neue Hilfskreuzer wurde auch am 10.08.1914 entsprechend in Dienst gestellt, weitere Aktionen erfolgten jedoch nicht.
Die Loreley diente dagegen zunächst einmal als Tender, bis am 30.07.1917 eine erneute Indienststellung erfolgte, jetzt allerdings mit einer türkisch-deutschen Besatzung unter dem Kommando von Kptlt. d. R. Krülls als Frachtschiff zwischen Istanbul und Banchrma genutzt. Einen nennenswerten Einsatz hatte das Schiff dabei noch einmal, als es am 06.09.1917 in Haydarpasa bei der Entladung eines Seglers zu einer Explosion der Munitionsfracht kam. Der hierbei entstandene Brand griff schnell auf angrenzende Lager und den Bahnhof über und hatte verheerende Ausmaße. Neben anderen Kräften der deutschen Marine war auch die Loreley, die mit ihren Pumpen die Löscharbeiten unterstützte, an der Bekämpfung des Brandes beteiligt.
Am 02.11.1918 wurde die Loreley dann endgültig außer Dienst gestellt, aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und der Türkei überlassen. In den 1920er Jahren nochmals zivil in der Türkei in Fahrt gekommen, ist das Schiff seit einer Fahrt 1926 verschollen.
Das vorliegende Foto lässt von der Qualität her sicher zu wünschen übrig, soll aber mangels Alternative trotzdem gezeigt werden. Es zeigt eine ganze Gruppe von Matrosen und Zivilisten an Bord des Schiffs. Der Rettungsring ist wenigstens insoweit erkennbar, dass festgestellt werden kann, dass die weiße Aufschrift aus Groß- und Kleinbuchstaben mit einem einfach gehaltenen Schriftbild besteht.