S.M.S. München
S.M.S. München war ein Kleiner Kreuzer der kaiserlichen Marine. Er gehörte zur Bremen-Klasse und wurde bei der AG Weser gebaut, wo er am 30.04.1904 als 4. Schiff dieser Klasse vom Stapel lief. Die Indienststellung durch die Kaiserliche Marine erfolgte am 10.01.1905.
Das Schiff absolvierte zunächst die obligatorischen Probe- und Ausbildungsfahrten und ersetzte nach deren Abschluss ab April 1905 den Kleinen Kreuzer S.M.S. Nymphe als Versuchsschiff bei der Inspektion des Torpedowesens. Vom 09.12.1906 bis zum 25.01.1907 befand sich das Schiff zur Überholung in der Werft in Wilhelmshaven, wo es unter anderem auch eine neue Funkanlage erhielt, die es ermöglichen sollte, den Kreuzer zukünftig auch als Führungsschiff für Torpedoboote einzusetzen. Im Anschluss an den Werftaufenthalt hatte das Schiff die Ehre, den Kaiser anlässlich einer Vorführung des ersten dt. U-Bootes U 1 an Bord zu haben.
An den Herbstmanövern im August und September 1905 nahm die München als Teil der aus verschiedenen Versuchs- und Reserveschiffen gebildeten III. Aufklärungsgruppe teil. Im Februar 1910 war der Kreuzer dann in eine Kollision verwickelt, als die München bei einer Übung mit dem den Kurs der München kreuzenden Torpedoboot S 122 in Höhe des Maschinenraums des Torpedoboot zusammenstieß. Während die München keine wesentlichen Schäden davontrug, kamen auf dem Torpedoboot zwei Besatzungsmitglieder ums Leben und das Boot selbst musste von zwei anderen Booten gesichert werden, damit es nicht sinkt.
Mit Ausbruch des Krieges wurde aus der München und anderen zuvor als Ausbildungs- und Reserveschiffe eingesetzten Kreuzern die III. Aufklärungsgruppe, ab 25.08.1914 in IV.Aufklärungsgruppe umbenannt, gebildet. Zunächst in die Ostsee entsandt um die dortigen Seestreitkräfte bei einem Vorstoß in den Finnischen Meerbusen zu unterstützen, wurde die München zusammen mit der S.M.S. Danzig am 28.08.1914 während dem Gefecht vor Helgoland wieder in die Nordsee verlegt, konnte jedoch nicht mehr eingreifen.
Der nächste größere Einsatz der München erfolgte dann wieder in der Ostsee. Im Verband der IV. Aufklärungsgruppe nahm der Kreuzer im April 1915 an einem Vorstoß in Richtung Finnland teil und kam dabei ins Gefecht mit den russ. Kreuzern Admiral Makarov, Bayan, Oleg und Bogatyr, das jedoch ergebnislos endete.
Nach diesem Einsatz erfolgte die Rückverlegung in die Nordsee, wo die München in der Folgezeit mit Aufklärungs- und Sicherungsaufgaben betraut war. Am 31.1.1916 kam es dabei zu einer Kollision mit dem deutschen Frachter Moskau, der daraufhin sank.
Vier Monate später gehörte die IV. Aufklärungsgruppe mit den Kleinen Kreuzern S.M.S. Stettin, S.M.S. Frauenlob, S.M.S. Stuttgart und der München zu den in der Skagerrakschlacht am 31.5./01.6.1916 eingesetzten Kräften. Dabei hatte die IV. Aufklärungsgruppe nach Einbruch der Dunkelheit während dem Rückmarsch der Hochseeflotte zweimal direkten Gefechtskontakt mit der englischen Flotte. Gegen 20.00 Uhr befand sich die IV. Aufklärungsgruppe an der Spitze der deutschen Linie, als in der Dämmerung das 3. leichte Kreuzergeschwader der Engländer in Sicht kam. Trotz der eingeschränkten Sichtverhältnisse gelang es beiden Parteien in dem folgenden rund ½ stündigen Gefecht Treffer zu erzielen. Die München wurde dabei von zwei Geschossen getroffen, von denen das erste im Backbord-Kutter explodierte und nur vergleichsweise geringen Schaden anrichtete. Mit dem zweiten Treffer wurde jedoch der obere Teil des hinteren Schornsteins getroffen und durch Splitter 4 Kessel beschädigt, so dass die München nicht mehr mit voller Geschwindigkeit laufen konnte.
Gegen 22.00 Uhr kam es dann zu einer weiteren Feindberührung, als die IV. Aufklärungsgruppe diesmal auf das 2. englische leichte Kreuzergeschwader, bestehend aus den Kreuzern Southampton, Dublin, Birmingham und Nottingham, stieß. Aufgrund der Dunkelheit waren für die Deutschen jedoch nur die Southampton und die Dublin sichtbar und wurden unter Feuer genommen, so dass diese schließlich brennend abdrehen mussten. Aber auch die Schiffe der 4. Aufklärungsgruppe hatten in dem auf kürzeste Entfernung (rd. 700 m) geführten Gefecht Treffer einstecken müssen. Die S.M.S. Frauenlob war nach einem Torpedotreffer der Southampton gesunken und die München, die ihrerseits auch einen Torpedo auf die Southampton abgefeuert hatte, der sein Ziel jedoch verfehlte, erhielt einen weiteren Treffer in den mittleren Schornstein.
In diesen beiden Gefechten verloren 8 Mann der 365 Mann starken Besatzung der München ihr Leben, 20 weitere wurden verwundet.
Die München wurde nach der Schlacht in Wilhelmshaven und Bremen repariert und war Ende Juni 1916 wieder einsatzbereit. Der weitere Einsatz des Kreuzers in der Nordsee war jedoch von überschaubarer Dauer. Bei einem Vorstoß zur Doggerbank wurde das Schiff am 19.10.1916 von einem Torpedo des englischen U-Boots E 38 mittschiffs in Höhe des dritten Kesselraums getroffen. Das Schiff nahm 500 Tonnen Wasser auf und die Maschinenanlage fiel aus, so dass die München von der S.M.S. Berlin und dem Torpedoboot V 73 nach Wilhelmshaven zurückgeschleppt werden musste. Aufgrund des Umfangs des Schadens sowie dem Alter des Kleinen Kreuzers wurde dort entschieden, die München nicht mehr instand zu setzen. Es erfolgte lediglich eine Beseitigung des Lecks und die Desarmierung und die weitere Verwendung bis Kriegsende als Wohnschiff.
Die München wurde am 5.11.1919 von der Marine aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen. Am 6.7.1920 erfolgte die Auslieferung an England, wo das Schiff am 25.10.1921 als Torpedoziel versenkt wurde.
Das obige Foto zeigt die komplette Besatzung vor und auf dem Schiff vereint. Dabei ist erkennbar, dass die vor dem Schiff stehenden Besatzungsmitglieder alle frisch mit dem EK II ausgezeichnet sind. Es liegt somit nahe, dass die Aufnahme nach der Skagerrakschlacht gefertigt wurde. In der Mitte sitzt der Kommandant Korv.Kpt. Oskar Böcker, erkennbar an den 3 Ringen auf den Ärmeln und der großen Ordensspange. Auf dem Foto sind auch zwei Rettungsringe des Schiffs zu sehen. Diese sind allerdings in einem sehr ungünstigen Winkel ins Bild gesetzt wurden, so dass Details kaum erkennbar sind, aber wenigstens ist auf dem linken Rettungsring der Name des Schiffs lesbar.
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