Kaisers Mar ine
Kaisers-Marine


S.M.S. POMMERN

Die am 02.12.1905 bei der A.G. Vulcan in Stettin vom Stapel gelaufene S.M.S. Pommern war ein Linienschiff und gehörte zu der 5 Schiffe umfassenden Deutschland-Klasse. Die Indienststellung erfolgte am 06.08.1907.
Die Pommern gehörte in der Vorkriegszeit zum II. Geschwader der Hochseeflotte unter Vizeadmiral Scheer und versah den üblichen Flottendienst mit Übungen in Nord- und Ostsee sowie in den Jahren 1908 und 1909 mit je einem Vorstoß im Flottenverband in den Atlantik. 1914 nahm das Schiff zudem an mehreren Feierlichkeiten aus Anlass des 50. Jahrestags des 2. Schleswig-Holsteinischen Krieges gegen Dänemark teil und besuchte am 17.03. Swinemünde und am 02.05.1914 Sonderburg.
Obwohl zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon veraltet, verblieb das Schiff aus Mangel an genügend moderneren Schiffen auch im Krieg beim II. Geschwader. Mit diesem war die Pommern in den ersten Kriegswochen zunächst zum Schutz der deutschen Bucht in der Elbemündung stationiert.
Im weiteren Kriegsverlauf - nachdem sich abzeichnete, dass die Briten nicht vorhatten, die deutsche Küste anzugreifen – war das II. Geschwader dann an verschiedenen eigenen Vorstößen in der Nordsee beteiligt. Zu nennen ist hier der Vorstoß der Schlachtkreuzer am 15./16.12.1914 zur Beschießung der englischen Küstenorte Scarborough, Hartlepool und Whitby, der von der Hochseeflotte gedeckt wurde und die weiteren Unternehmungen am 17./18.04.1915, am 21. - 23.04.1915, am 17. -18.05.1915, am 23./24.10.1915 sowie der gegen die Küstenstädte Yarmouth und Lowestoft gerichtete Vorstoß vom 24./25.4.1916. Bei all diesen Einsätzen gab es für die Pommern und das II. Geschwader allerdings keine Gefechtsberührung.
Auch in der Skagerrakschlacht am 31.5./01.06.1916 kam die Pommern zum Einsatz. Die Schiffe des II. Geschwaders kamen erst spät am Abend des 31.5. selbst ins Gefecht, als sie der bedrängten 2. Aufklärungsgruppe zu Hilfe eilten und somit im Feuergefecht mit der britischen Royal Navy standen. Allerdings machten es die Sichtverhältnisse besonders der Deutschen schwierig, den Gegner auch nur zu erkennen. Die Briten konnten dagegen mehrere Treffer erzielen, darunter einen 30,5 cm-Treffer durch HMS Indomitable auf der Pommern, der das Schiff zwang, die Linie kurzfristig zu verlassen. Was durch diesen Treffer genau beschädigt wurde, ließ sich aufgrund der folgenden Ereignisse später jedoch nicht mehr klären.
Die Pommern befand sich mit den anderen Schiffen des II. Geschwaders auf dem Rückweg, als die Schiffe gegen 3.00 Uhr von britischen Zerstörern der XII Flottille mit Torpedos angegriffen wurden. Während die anderen Schiffe den Torpedos ausweichen konnten, wurde die Pommern von 1 oder 2 Torpedos getroffen. Hierdurch kam es zu einer Explosion einer Munitionskammer, die das Schiff in zwei Hälften zerriss. Die gesamte Besatzung von 844 Mann kam ums Leben.

Das obige Foto zeigt eine Gruppe von 5 Matrosen mit einem Rettungsring des Schiffs. Der rote Rettungsring trägt eine einfache weiße Aufschrift, Schattenstriche zur Erzeugung einer dreidimensionalen Wirkung der Buchstaben scheinen hier nicht vorhanden zu sein. Das Foto ist rückseitig mit dem 12.3.1911 datiert.

Die nächsten beiden Fotos zeigen Zivilisten bei der Besichtigung des Schiffs. Leider sind die Aufnahmen nicht datiert. Die Zivilisten posieren jeweils mit einem roten Rettungsring mit weißer Schrift. Im Gegensatz zu dem ersten Foto sind hier die Buchstaben jedoch mit schwarzen Schattenstrichen versehen, so dass die Buchstaben einen dreidimensionalen Eindruck hervorrufen.

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Vorgestellt wird hier auch ein sehr ungewöhnlicher Zierrettungsring des Schiffs, der im Original erhalten geblieben ist. Der Rettungsring hat einen Außendurchmesser von ca. 72 cm. Der Schwimmkörper scheint auch hier mit Segeltuch ummantelt zu sein, dass ursprünglich rot gestrichen war, wie dies auch bei den normalen Rettungsringen der Fall war. Hierüber befindet sich bei diesem Ring jedoch eine dicke weiße Farbschicht, die im Gegensatz zu der roten Farbe hart ausgehärtet ist und keine große Elastizität aufweist. Daher rühren auch die zahlreichen Risse und  Abplatzungen, die der Rettungsring heute aufweist. Der Schiffsname ist in goldener Farbe ausgeführt, während für die Schattenbildung der Buchstaben ein brauner Farbton Verwendung gefunden hat. Neben dem Schiffsnamen findet sich rechts und links der Pommersche Greif als Wappen.

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Nicht zuletzt aufgrund der Alterungsspuren kann der Rettungsring als zeitgenössisch eingestuft werden. Über die Verwendung kann allerdings im Moment nur spekuliert werden. Eine Einordnung als Reservistika möchte ich dabei eher ausschließen. Für ein Andenken eines einzelnen Besatzungsangehörigen erscheint der Rettungsring zu groß und zu aufwändig gestaltet; zudem hätte ein solcher Ehemaliger sich doch wahrscheinlich bei der Gestaltung eines Erinnerungsstücks eher an den vorhandenen normalen Originalen in Rot orientiert. Und eine Reservistenvereinigung, die den Rettungsring verwendet haben könnte, dürfte es nach dem Verlust des Schiffs mit der gesamten Besatzung kaum gegeben haben. Ich denke daher, dass es sich bei diesem Zierrettungsring um einen sog. Kisby handelt. Als Kisby werden besonders aufwändig gestaltete Zierrettungsringe, die bei Besuchen in fremden Häfen an der Gangway oder auf dem Schiff zur Begrüßung von Besuchern aufgestellt werden, bezeichnet. Entsprechende Ringe sind vor allem in der britischen Marine bekannt, aber auch in der Bundesmarine und der Kriegsmarine des III. Reichs. Für die Kaiserliche Marine kann ich allerdings die Verwendung entsprechender Kisbys bisher nicht nachweisen.
Sollte es sich um einen solchen Kisby handeln, wäre auch der Umstand, dass er den Untergang des Schiffs überlebt hat, erklärbar: Zu einem solchen Kisby gehörte auch ein Gestell zum Aufstellen, üblicherweise aus Holz. Als der Krieg ausbrach und alle überflüssigen und brennbaren Materialien von Bord gegeben wurden – wie z. B. auch die so erhalten gebliebene Bugzier des Schiffs – da wurde mit der Holzgestell auch der Zierrettungsring von Bord gegeben.

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Die erhalten gebliebene und heute im Marineehrenmal in Laboe ausgestellte Bugzier der S.M.S. Pommern.

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S.M.S. Pommern im Kaiser-Wilhelm-Kanal unter der Rendsburger Hochbrücke. Da auf dem Foto die Bugzier noch an dem Schiff angebracht ist, handelt es sich wohl um eine Vorkriegsaufnahme. Auf dem Detailbild des Schiffshecks erkennt man auch einen Rettungsring an der Bordwand hängen.