S.M.S. PRINZESS WILHELM
S.M.S. Prinzess Wilhelm war ein Schwesterschiff von S.M.S. Irene und lief am 22.09.1887 auf der Germania-Werft in Kiel vom Stapel. Das Schiff war zu diesem Zeitpunkt als Kreuzerkorvette qualifiziert, 1883 erfolgte die Einordnung als Kreuzer II. Klasse und ab 1899 wurde das Schiff dann als Kleiner Kreuzer eingeordnet. Die Besatzungsstärke betrug 365 Mann.
Der Indienststellung am 22.11.1887 folgte bereits am 25.03.1890 eine erste Außerdienststellung zur Beseitigung von Mängeln. Am 16.04.1890 wieder in Dienst gestellt, kam das Schiff zur II. Division der Manöverflotte und absolvierte den üblichen Routinedienst, unterbrochen von verschiedenen Auslandsfahrten nach Skandinavien, Spanien, Italien und Ägypten. Nach einem Werftaufenthalt ab dem 14.11.1892 zur Modernisierung der Bewaffnung wurde das Schiff in der Zeit vom 10.10.1893 bis April 1895 wieder im Flottendienst und als Ausbildungsschiff eingesetzt.
Ab dem 27.04.1895 verlegte Prinzess Wilhelm nach Fernost. Dabei kam es im Mittelmeer zu einigen Todesfällen in den Reihen der Besatzung durch Hitzschlag infolge der mangelhaften Belüftung des Schiffs. Am 04.07.1895 in Schanghai eingetroffen wurde das Schiff in die ostasiatische Kreuzerdivision eingegliedert. Es folgte der übliche Stationsdienst in chinesischen Gewässern mit gelegentlichen Aufenthalten in japanischen Häfen und – in Nagasaki – Werften, wo das Schiff sowohl im Zeitraum September bis November 1896 als auch Dezember 1896 bis Januar 1897 überholt und repariert wurde. Zwischen diesen Werftaufenthalten war der Kreuzer Mitte November 1896 an der Besetzung von Tsingtau beteiligt.
Danach zunächst wieder im Stationsdienst folgte in der Zeit vom 18.06.1898 bis Oktober 1898 ein Aufenthalt vor Manila, bevor das Schiff wieder zurück nach Tsingtau fuhr. Nach einem weiteren Dockaufenthalt in Hongkong war die Zeit in Fernost für die Prinzess Wilhelm dann beendet und das Schiff trat am 26.04.1899 von Tsingtau aus die Heimreise an, wo es am 22.07.1899 Wilhelmshaven erreichte und außer Dienst gestellt wurde.
Das Schiff wurde danach in der Kaiserlichen Werft nochmals umfangreich modernisiert, aber nicht mehr in Dienst gestellt. Prinzess Wilhelm wurde am 17.02.1914 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und im Weltkrieg nur noch als Minenhulk verwandt.
Das Foto oben zeigt den im Oktober 1894 von der II. Matrosendivision an Bord gekommenen Mannschaftsersatz, der dann im folgenden April mit dem Schiff nach Fernost fuhr. Das Foto wurde von einem Fotostudio in Nagasaki und somit vermutlich während einem der Werftaufenthalte Ende 96/Anfang 1897 gefertigt. Auf dem Foto auch zwei aufwändig gestaltete Rettungsringe.
Zum Vergrößern bitte anclicken
Das zweite Foto zeigt den Kommandanten des Schiffs mit einigen anderen Offizieren, Deckoffizieren und Mannschaften vor dem Schiff. Bei dem Kommandanten des Schiffs, einem Korvettenkpt., handelt es sich möglicherweise um Henning v. Holtzendorf, den späteren Admiral, der von April 1895 bis August 1896 Kommandant des Schiffs war.
Auf dem Foto befinden sich zwei Rettungsringe, nämlich links ein normal mit dem Schiffsnamen beschriftetes und rechts ein extra für das Foto beschriftetes Exemplar. Auf diesem zweiten Rettungsring finden sich die Jahreszahlen 94 und 97, die die Dienstzeit der wehrpflichtigen Matrosen angeben, sowie das Wort „außerterminlich“, was sich wohl darauf bezieht, dass diese Männer außerterminlich gemustert wurden.
Zum Vergrößern bitte anclicken
Interessant ist auch das MG auf Transportwagen links und die Landungskanone rechts. Bei dem MG handelt es sich um ein Maxim Nordenfelt, das von der Fa. Ludwig Loewe & Co. in Lizenz gefertigt und 1892 von der Marine vor allem für die Auslandskreuzer und die Landedetachements eingeführt wurde. Auffallend auf dem Foto ist, dass der Munitionskasten links von der Waffe steht, obwohl das MG von rechts geladen wurde.
Bei der Kanone rechts könnte es sich um eine 6 cm Schnelllade-Boots-Kanone L/21 in Landungslafette handeln.