S.M.S. SPERBER
S.M.S. Sperber und das Schwesterschiff S.M.S. Schwalbe waren zwei speziell für den Auslandsdienst konzipierte Schiffe, die zunächst als Kreuzer IV. Klasse und ab 1899 als Kleine Kreuzer klassifiziert wurden. 1911 erfolgte die Herabstufung zum Kanonenboot.
S.M.S. Sperber wurde auf der Kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven gebaut und lief am 23.08.1888 vom Stapel. Die Indienststellung durch die Kaiserliche Marine folgte am 02.04.1889.
Nach dem Abschluss der nach Indienststellung durchgeführten Probefahrten wurde das Schiff am 07.06.1889 zunächst für einige Wochen wieder außer Dienst gestellt. Bereits am 20.08.1889 wurde der Kreuzer jedoch wieder reaktiviert und verließ am 04.09.1889 Kiel mit der Order, sich zur Australischen Station zu begeben. Als die Sperber auf dem Weg nach dort am 13.10.1889 Aden erreichte, erhielt sie dort die Order, sich wegen ausgebrochener Unruhen zunächst nach Deutsch-Ostafrika zu begeben. Das Schiff erreichte Sansibar am 26.10.1889. Zur Befriedung der Situation in der Kolonie war es zunächst Aufgabe, bei verschiedenen Gelegenheiten „Flagge zu zeigen“. Ab dem 01.11.1889 kam es jedoch auch mehrfach zu Kampfhandlungen des Schiffs, wobei auch das Landungskorps des Kreuzers mehrfach zum Einsatz kam.
Erst im April 1890 war der Einsatz der Sperber vor Afrika beendet und das Schiff setzte am 22.04.1890 seine Reise fort. In Sydney angekommen wurde die Sperber zunächst einer Überholung unterzogen, bevor die Reise fortgeführt wurde. Am 30.07.1890 erreichte man Apia auf Samoa.
Es folgte der übliche Stationsdienst mit Reisen durch das Stationsgebiet und dem Besuch verschiedener Häfen und Inseln. Überholungen und Reparaturen wurden in Sydney durchgeführt. Da die Situation im Stationsgebiet während dieser Zeit von ständigen Unruhen der einheimischen Bevölkerung sowohl untereinander als auch gegenüber den Kolonialherren gekennzeichnet war, waren Schiff und Besatzung auch wiederholt zur Befriedung entsprechender Konflike eingesetzt. So wurde die Sperber im April/Mai 1891 auf dem Atoll Butaritari und Anfang 1892 auf Tabileuea gegen die einheimische Bevölkerung eingesetzt und im April 1893 kam ein Landungskorps des Schiffs zum Schutz der Europäer auf Samoa zum Einsatz. Der Anführer der Aufständischen, Mataafa Joselo, wurde auf der Sperber nach Jaluit in die Verbannung verbracht.
Im November 1893 endete der Dienst der Sperber in der Südsee. Die Sperber wurde von der bis dahin vor Westafrika eingesetzten S.M.S. Falke abgelöst, während die Sperber nun die westafrikanische Station übernehmen sollte. Am 07.11.1893 trat der Kreuzer die Reise nach Afrika an, die zunächst nach Kapstadt führte, wo das Schiff in der Werft überholt wurde. Am 28.05.1894 erreichte die Sperber dann die Kolonie Kamerun und kreuzte in der Folgezeit im Stationsgebiet, ohne dass besondere Ereignisse hervorzuheben wären. Dies änderte sich erst, als der Kreuzer nach einem erneuten Werftaufenthalt vom 17.02. - 29.02.1896 in Kapstadt nach Deutsch-Südwestafrika gesandt wurde. Dort war es zu einem Aufstand der Herero gegen die deutschen Kolonialherren gekommen und die Sperber wurde nach Swakopmund entsandt, um die deutsche Schutztruppe bei der Verteidigung der Hafenstadt zu unterstützen. Zu diesem Zweck wurde nach der Ankunft des Schiffs am 06.03.1896 dessen Landungskorps in die Stadt gebracht, das aber nicht in größere Kämpfe verwickelt wurde.
In der Zeit vom 23.03. - 09.04.1896 lag das Schiff zur Erholung der Besatzung vor Mossamedes, um danach noch einige weitere Fahrten im westafrikanischen Stationsgebiet zu unternehmen. Am 22.09.1896 trat die Sperber dann die Heimreise nach Deutschland an und erreichte am 18.11.1896 Kiel, wo der Kreuzer am 07.12.1896 außer Dienst gestellt wurde. Im Jahr 1898 schloss sich eine Grundüberholung des Schiffs an, ohne dass nach deren Abschluss im August 1898 sofort eine neue Verwendung erfolgt wäre.
Das Schiff wurde statt dessen erst am 16.12.1902 wieder in Dienst gestellt, als sich im Rahmen der Venezuela-Krise der Bedarf ergab, die dort eingesetzten deutschen Marinekräfte zu verstärken. Die Sperber verließ Kiel am 05.01.1903 und erreichte am 03.02.1903 Willemstadt auf Curacao ein, wo man sich mit der S.M.S. Vineta traf. Die Auseinandersetzungen in Venezuela waren zu diesem Zeitpunkt jedoch schon beendet, so dass die Sperber Ende Februar die Order erhielt, nach Deutsch-Ostafrika zurück zu laufen. Die durch das Mittelmeer führende Reise wurde am 22.03.1903 angetreten und am 01.07.1903 Daressalam erreicht. Der Aufenthalt im dortigen Stationsgebiet sollte jedoch nicht von langer Dauer sein, vielmehr erhielt das Schiff die Order, sich nach Ostasien zu begeben. Hierzu verließ der Kreuzer am 09.10.1903 Afrika, um am 23.11.1903 Singapur zu erreichen und nun Teil des Ostasiatischen Kreuzergeschwader zu werden.
Einsatzgebiet für die Sperber war zunächst der Jangtse-Fluß in China. Am 15.05.1904 übernahm die Sperber in Shanghai das in 3 Sektionen aus Deutschland angelieferte und in Shanghai wieder zusammengebaute Flusskanonenboot S.M.S. Vaterland und stellte es mit einer deutsch-chinesischen Besatzung - die Deutschen kamen von der Sperber – am 28.05.1904 für die Kaiserliche Marine in Dienst. Die Vaterland übernahm nun zukünftig den Dienst auf dem Jangtse-Fluß von der Sperber.
Nach verschiedenen Fahrten der Sperber im chinesischen Meer sowie einem Werftaufenthalt in Tsingtau in der Zeit von August bis Dezember 1904 erreichte den Kreuzer schließlich die Order, sich wieder nach West-Afrika zu begeben, um dort S.M.S. Habicht abzulösen. Der Kreuzer verließ am 24.04.1905 Tsingtau und erreichte am 26.07.1905 Duala.
In den folgenden Jahren bereiste das Schiff das Stationsgebiet und besuchte verschiedene Häfen, führte Vermessungsarbeiten durch und übernahm Repräsentationsaufgaben, bevor das Schiff am 06.03.1910 den Befehl erhielt, die S.M.S. Bussard auf der ostafrikanischen Station abzulösen. Auf dem Weg nach dort konnte die Besatzung des Schiffs am 15.04.1910 beim Löschen eines Brandes in Lüderitz helfen und erreichte schließlich am 30.05.1910 ihren neuen Einsatzbereich und nahm dort den Dienst auf. Im Frühjahr 1911 erhielt die Sperber dann den Befehl sich zurück in die Heimat und begeben und am 10.04.1911 verließ die seit dem 06.03.1911 zum Kanonenboot umklassifizierte Sperber das Stationsgebiet. Am 29.06.1911 erreichte das Boot Wilhelmshaven, wo es am 06.07.1911 endgültig außer Dienst gestellt wurde.
Am 16.03.1912 wurde die Sperber aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen. Der Rumpf diente danach noch bis 1918 als Scheibenhulk, bevor dieser dann nach dem Krieg ebenfalls verschrottet wurde.
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Das vorliegende, leider nicht datierbare Foto zeigt eine Gruppe von Matrosen im weißen Zeug. Auf dem Foto sind ebenfalls zwei Rettungsringe zu sehen, die nicht das übliche Rot, sondern Weiß als Grundfarbe aufweisen. Eine Gestaltung, die auch bei anderen Schiffen der Kaiserlichen Marine im Auslandsdienst gelegentlich zu beobachten ist (vgl. Tiger, Bremen). Die Aufschrift selbst ist sehr kunstvollausgeführt wie dies auch bei den anderen weißen Rettungsringen zu beobachten ist.