Kaisers Mar ine
Kaisers-Marine


S.M.S. STEIN

Die S.M.S. Stein war eine gedeckte Korvette und gehörte zur Bismarck-Klasse. Sie war das letzte von sechs Schiffen dieser Klasse und lief am 14.09.1879 bei der AG Vulcan-Werft in Stettin vom Stapel.  Nach der in Kiel durchgeführten Endausrüstung und Bewaffnung des Schiffs folgte am 03.10.1880 die Indienststellung durch die Kaiserliche Marine. Das Schiff wurde ab dem 21.10.1880 zunächst einer eingehenden Erprobung unterzogen, die sich - unterbrochen durch den Winter - bis zum 30.04.1891 hinzog. Anschließend wurde das Schiff zunächst der Reserve zugeteilt und am 23. Mai 1882 nach Wilhelmshaven verlegt.

Die Korvetten der Bismarck-Klasse waren als Flottenaufklärer und für den Dienst in den überseeischen Interessensgebieten des deutschen Kaiserreich vorgesehen. Um die nötige Reichweite zu gewährleisten besaßen die Schiffe neben einer Dampfmaschine auch noch eine vollständige Segeltakelage. Als Hauptbewaffnung verfügte das Schiff über zwölf 15-cm-Ringkanonen.
Entgegen der ursprünglich geplanten Bestimmung diente die Stein fast ihre gesamte Karriere lang als Schulschiff. Ihre einzige Aufgabe außerhalb der Trainingseinsätze absolvierte sie zu Beginn ihrer Einsatzzeit, als sie nach ihrer erneuten Indienststellung am 01.7.1883 die Aufgabe übertragen bekam eine Ersatzmannschaft für ihr Schwesterschiff S.M.S. Stosch in chinesische Gewässer zu beförderte. Die Stein verließ hierzu am 16.07.1883 Wilhelmshaven und traf am 04.11.1883 in Hongkong ein, um nach erfolgten Besatzungsaustausch am 10.11.1883 wieder die Heimreise anzutreten. Am 06.01.1884 erreichte das Schiff wieder Wilhelmshaven, wo sie am 17.01.1884 zunächst wieder außer Dienst gestellt wurde.
Am 14.04.1895 wieder in Dienst gestellt verbrachte das Schiff seine weitere Dienstzeit damit, Fähnrichen, Seekadetten und Schiffsjungen eine seemännische Ausbildung zukommen zu lassen. Hierzu nahm das Schiff nicht nur an den regelmäßigen Manövern des Übungsgeschwaders und der Flotte teil, sondern unternahm auch regelmäßige längere Ausbildungsfahrten nach Übersee, typischerweise entweder ins Mittelmeer oder nach Westindien. Auf diesen Fahrten besuchte die Stein, zum Teil auch im Verband mit anderen Schiffen, ausländische Häfen zu Repräsentationszwecken, aber auch, um im Ausland Stärke zu zeigen.

Am 22.3.1887 nahm die Stein an den offiziellen Feiern zum 90. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I in Southampton teil, bevor es im Sommer ins Mittelmeer ging, wo am 19.10.1887 im Hafen von Neapel auf dem Schiff ein Feuer ausbrach, das jedoch mit Hilfe der Besatzungen anderer Schiffe glücklicherweise schnell gelöscht werden konnte. Im folgenden Sommer des Jahres 1888 begleitete die Stein mit den übrigen Schiffen des Übungsgeschwaders den neuen Kaiser Wilhelm II  bei dessen Antrittsbesuch in St. Petersburg, Stockholm und Kopenhagen.
Am 20.09.1888 wurde die Stein außer Dienst gestellt, um umgebaut und modernisiert zu werden. Nach Abschluss der Arbeiten und Wiederindienststellung am 17.04.1893 konnten nun 50 Kadetten und 210 Schiffsjungen auf der Stein, die nun auch erstmals offiziell als Schulschiff klassifiziert wurde, eingeschifft werden. Die anschließende Reise des Schiffs führte im Mai 1893 nach Stockholm, wo das Schiff vom schwedischen König Oskar II und König Ludwig III von Bayern besucht wurde. Die übliche Schul- und Ausbildungsroutine wurde dann erst wieder im Juni 1895 durch die Teilnahme an den Feierlichkeiten zur Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals unterbrochen. 1896 folgte eine Reise in die Karibik und nach Südamerika, wo man vor Caracas einen Stopp einlegte, um den deutschen Botschafter im Sinne einer klassischen Kanonenbootdiplomatie bei Verhandlungen mit der venezolanischen Regierung zur Bezahlung einer in Venezuela eröffneten Eisenbahnlinie zu unterstützen. Nach Deutschland zurückgekehrt folgten im Sommer zusammen mit der S.M.S. Stosch Manöverfahrten in der Ostsee mit Besuchen von Kronstadt und St. Petersburg, wo am 15.07.1896 Zar Nikolaus II das Offizierskorps der beiden Schiffen empfing.
Am 19.09.1897 kam Admiral Hans Koester an Bord des Schiffes, um Wilhelm II. bei den Feierlichkeiten zum 25. Thronjubiläum von Oscar II. von Schweden zu vertreten.
Die anschließende Winterübungsfahrt startete am 02.11.1897 und diente nicht nur Ausbildungszwecken. Ende November 1897 traf sich die Stein mit der S.M.S. Charlotte von den amerikanischen Jungferninseln und gemeinsam nahmen die beiden Schiffe Kurs auf Haiti, wo ein diplomatischer Zwischenfall aus deutsche Sicht ein Erscheinen von Kriegsschiffe erforderlich machte. Nachdem die S.M.S. Charlotte noch den aus Haiti geflüchteten deutschen Gesandten Graf v. Schwerin und seine Ehefrau aus Puerto Plata abgeholt hatten, lagen beide Schiffe ab dem 06.12.1897 vor Port-au-Prince, um einem deutschen Ultimatum Nachdruck zu verleihen. Nachdem der haitianische Präsident sich den deutschen Forderungen gefügt hatte und der Vorfall bereinigt war, konnten die beiden Schiffe am 14.12.1897 Haiti wieder verlassen.
Auf der Rückfahrt machte die Stein in Antwerpen anlässlich der Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der Thronbesteigung von König Leopold II von Belgien Halt, bevor das Schiff am 27.03.1898 Kiel erreichte, wo es am 19.04.1898 außer Dienst gestellt wurde.
Der Verlust von S.M.S. Gneisenau am 16.12.1900 in einem Sturm machte es notwendig die Stein erneut zu reaktivieren, um ihren Platz im Übungsgeschwader einzunehmen. Am 28. Januar 1901 nahm die Stein den bisherigen Trainings- und Ausbildungsbetrieb wieder auf und startete zu 1. Fahrt. Während eines Zwischenstopps in San Sebastian besuchte der spanische König Alfons XIII das Schiff. Bei einem Besuch in Konstantinopel empfing am 10.11.1902 Sultan Abdul Hamid II den Schiffskommandanten und die anderen höheren Offiziere des Schiffs. Die Stein ging dann nach Piräus, wo auf dem Stationär S.M.S. Loreley ein deutschen Seemann inhaftiert war, der wegen Mordes angeklagt werden sollte. Die Stein nahm den Mann an Bord, um ihn zur Entscheidung nach Deutschland zurückzubringen. Auf der Rückfahrt nach Kiel, das man am 18.03.1903 erreichte, passierte die Stein als erstes deutsches Kriegsschiff den Kanal von Korinth.
Am 17.07.1907 begann dann die letzte Ausbildungsfahrt der Stein ins Mittelmeer. Am 21.03.1908 kehrte sie nach Kiel zurück und ging dann nach Wilhelmshaven, wo sie am 03.04.1908 zum letzten Mal außer Dienst gestellt wurde. Sie wurde am 21.05.1908 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und als Hulk verwendet. Diese Funktion hatte das Schiff bis Ende des 1. Weltkriegs und wurde 1920 verschrottet.

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Das vorliegende Foto zeigt in der Mitte König Ludwig III von Bayern. Das Foto muss daher im Mai 1893 in Stockholm beim schon oben geschilderten Besuch des Königs auf dem Schiff entstanden sein. Links neben dem König sitzt der Kommandant Kpt.z.S. Friedrich v. Wietersheim. Beide sind umgeben von den Offizieren des Schiffs, den Kadetten sowie – im rechten Bildbereich, in Heeresuniform – dem Adjudanten des Königs. Ebenfalls rechts im Bild ein Rettungsring des Schiffs in der hierfür vorgesehenen Aufhängung. Das Schriftbild des Rettungsrings zeigt auffallend fein ausgeführte Buchstaben.