S.M.S. VICTORIA LOUISE
Die S.M.S. Victoria Louise war ein zunächst als Kreuzer 2. Klasse, ab 1899 als Großer Kreuzer klassifiziertes Schiff der Kaiserlichen Marine und das Typschiff der insgesamt 5 Einheiten umfassenden Victoria Louise-Klasse. Die Victoria Louise wurde bei der A.G. Weser in Bremen gebaut und lief am 29.03.1897 vom Stapel.
Die Indienststellung durch die Kaiserliche Marine erfolgte am 20.02.1899. Die anschließende Erprobung musste am 11.09.1899 unterbrochen werden, da sich Mängel gezeigt hatten, denen in der Kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven abgeholfen werden musste. Erst am 22.08.1900 konnte das Schiff erneut in Dienst gestellt und die Probefahrten fortgesetzt werden. Diese dauerten bis zum 21.12.1900 an und ergaben die Notwendigkeit nochmaliger Nachbesserungen.
Vom 28.01.1901 bis zum 07.02.1901 gehörte die Victoria Louise dann zu den Einheiten der Kaiserlichen Marine, die zu einer Flottentrauerparade für die verstorbene britische Königin nach England entsandt wurden. Ab dem 20.04.1901 gehörte der Kreuzer dem I. Geschwader der Flotte an, mit der er an verschiedenen Manövern teilnahm. Im Oktober 1901 und im März 1902 wurde das Schiff darüber hinaus kurzzeitig der Artillerieinspektion zugeteilt und bildete während der Herbstmanöver 1901 und 1902 gemeinsam mit 2 anderen Kreuzern die I. Aufklärungsgruppe.
Ab dem 01.03.1903 gehörte die Victoria Louise zum neu gebildeten Verband der Aufklärungsschiffe der Hochseeflotte. Im Mai 1903 nahm das Schiff an einer Spanienreise teil. Vom 26.10.1903 bis zum 30.10.1903 wurde es vorübergehend dem II. Geschwader zugeteilt, um die in der Werft liegende S.M.S. Hildebrand als Flaggschiff zu ersetzen. Zurück im Verband der Aufklärungsschiffe folgte vom 30.11.1903 bis zum 05.12.1903 die Teilnahme am Herbstmanöver der Flotte, bevor das Schiff am 12.12.1903 nach Wilhelmshaven verlegte, wo es außer Dienst gestellt wurde.
Die 5 Schiffe der Victoria-Louise-Klasse waren zwar noch nicht sonderlich alt, jedoch durch die technische Entwicklung bereits überholten. Die Marineführung entschloss sich daher diese umzubauen und zukünftig als Schulschiffe einzusetzen. Die Victoria-Louise wurde dementsprechend auf der Kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven in den Jahren 1906 bis 1908 einem umfangreichen Umbaut unterzogen, der auch das Aussehen des Schiffs stark veränderte. Unter anderem entfiel einer der 3 Schornsteine und der massive Gefechtsmast wurde durch einen Pfahlmast ersetzt.
Nach dem Abschluss der Umbauten wurde die Victoria Louise am 02.04.1908 wieder in Dienst gestellt und löste die S.M.S. Stein als Schulschiff ab. Obwohl das Schiff der Inspektion des Bildungswesens unterstand, wurde es jedoch nicht als Schulschiff, sondern weiterhin als Großer Kreuzer geführt. Noch im selben Monat kamen die ersten Schiffsjungen und Seekadetten an Bord, die bis zum Abschluss der großen Ausbildungsfahrt im März des Folgejahres auf dem Kreuzer verblieben.
Im Juli 1908 begann die erste Auslandsschulreise der Victoria Louise. Über Madeira und Teneriffa erreichte das Schiff die Kalmen, wo der Kreuzer an einem internationalen Ballonserienaufstieg teilnahm und ein Ballon der Victoria Louise mit 21.800 m einen Höhenrekord aufstellen konnte. Im Anschluss setzte das Schiff seinen Weg ins Mittelmeer fort, wo es sich gemeinsam mit der Besatzung der S.M.S. Hertha Anfang Januar 1909 an einer Hilfsaktion für das durch ein Erdbeben stark zerstörte Messina beteiligte. Die Reise des Kreuzers endete am 10.03.1909 mit dem Einlaufen in Kiel.
Nach einer Ausbildungsfahrt im Sommer 1909 in der Ostsee folgte im August die zweite Auslandsreise, die über die Azoren nach Newport führte, wo im September auch die S.M.S. Hertha sowie die Kleinen Kreuzer S.M.S. Bremen und S.M.S. Dresden eintrafen. Die vier Schiffe nahmen vom 26.09.1909 bis zum 09.10.1909 an den Hudson-Fulton-Feierlichkeiten in New York teil, während der sich der offizielle deutsche Vertreter, Großadmiral Hans v. Koester an Bord der Victoria Louise aufhielt. Nach einem anschließenden Aufenthalt in westindischen Gewässern kehrte der Kreuzer schließlich am 10.03.1910 nach Kiel zurück.
Die dritte Auslandsreise vom 11.08.1910 bis zum 07.03.1911 führte in das Mittelmeer. Nach einer anschließenden kurzen Werftliegezeit nahm die Victoria Louise in Flensburg-Mürwik erstmals Seekadetten von der dortigen Marineschule an Bord. Es folgte die übliche Sommerreise, die im Jahr 1911 zunächst in die Ostsee und anschließend in norwegische Gewässer führte. Nachdem in Balestrand Kaiser Wilhelm II das Schiff besichtigt hatte, trat dieses die weitere Reise nach Island, Nordamerika und Westindien an, die am 04.03.1912 in Kiel endete.
Die Sommerreise 1912 des Schiffs führte nach Schweden. Die sich anschließende große Überseereise begann am 10.08.1912 in Wilhelmshaven und führte zunächst nach Antwerpen, wo der Kreuzer vom belgische König Alber I besichtigt wurde. Anschließend setzte das Schiff seine Fahrt nach Nordamerika und Westindien fort. Vom 31. Oktober bis zum 8. November wurde Veracruz angelaufen, da politische Wirren in Mexiko den Schutz deutscher Staatsbürger erforderlich machten. Am 10. März 1913 wurde diese fünfte Fahrt in Kiel beendet.
Nach der üblichen Überholung und der Sommerreise begann am 11.08.1913 die letzte große Ausbildungsfahrt, die ins Mittelmeer führte. An der Weihnachtsfeier an Bord des Kreuzers im Hafen von Piräus nahm der griechische König Konstantin I teil. Am 05. 03.1914 erreichte das Schiff wieder Kiel. Die letzte Sommerreise begann am 01.06.1914 und führte in die Ostsee sowie norwegische Gewässer und endete am 27.06.14 in Wilhelmshaven.
Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde die Victoria Louise der neu gebildeten V. Aufklärungsgruppe zugeteilt. Das Schiff wurde zunächst für den Vorpostendienst in der westlichen Ostsee herangezogen. Hierbei wurde es durch ein britisches U-Boot angegriffen konnte dem abgefeuerten Torpedo jedoch ausweichen.
Da die Schiffe der Victoria-Louise-Klasse einen unzureichenden Panzerschutz besaßen und nur einen geringen Kampfwert hatten, wurde am 28.10.1914 ihre Außerdienststellung befohlen. Die Victoria Louise wurde nach Danzig verlegt, wo der Kreuzer desarmiert und am 07.11.1914 außer Dienst gestellt wurde. Das Schiff fand anschließend für die Dauer des Krieges noch als Minendepot und Wohnschiff in Danzig Verwendung. Am 01.10.1919 wurde der Kreuzer dann aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und verkauft. Es folgte ein Umbau zum Frachtschiff und eine zivile Verwendung unter dem Namen Flora Sommerfeld. Das Schiff wurde bis 1922 eingesetzt und im Folgejahr in Danzig abgewrackt.
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Die vorliegende Karte, die rückseitig einen Poststempel aus dem Mai 1910 trägt, zeigt eine Gruppe von Matrosen auf der Back des Schiffs. Neben verschiedenen Heizerutensilien wie Kohleschaufeln oder Lampen zum Ausleuchten der Kohlebunker, hat auch ein Rettungsring des Schiffs seinen Platz gefunden. Der Schiffsnamen ist mit einfach gestalteten, weißen Großbuchstaben auf dem roten Rettungsring aufgebracht. Der auf dem Holzfass aufgemalte § 11 kommt aus dem Regelwerk studentischer Verbindungen und hat in etwa die Bedeutung von „es wird weiter gesoffen“.

